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Umstrittenes Projekt: Guggenheim bleibt in Berlin

Trotz des Rückschlags in Kreuzberg wollen die New Yorker Initiatoren des Diskussionsforums "BMW Guggenheim Lab" daran festhalten, einen Standort in Berlin zu finden. Nächste Woche soll die Entscheidung fallen.

Die New Yorker Initiatoren des Diskussionsforums „BMW Guggenheim Lab“ wollen trotz des Rückschlags in Kreuzberg daran festhalten, einen Standort in Berlin zu finden. Am Montag hatten sie wie berichtet mit Bezug auf Drohungen gegen den geplanten temporären Standort am Kreuzberger Spreeufer entschieden, die Veranstaltungsreihe an dem Platz abzusagen. Jetzt arbeite man „mit Hochdruck“ daran, einen neuen Ort in Berlin zu finden, sagte der Leiter der BMW-Abteilung für Kulturengagement, Thomas Girst, dem Tagesspiegel am Donnerstag. Bis Ende kommender Woche soll es eine Entscheidung geben. BMW unterstützt das von Mai bis Juli in Berlin geplante Projekt, die inhaltliche Planung liegt bei der Kulturstiftung Guggenheim.

In mehreren Bezirken sind den Organisatoren Alternativstandorte angeboten worden, nun prüfe man diese zusammen mit Vertretern der Stiftung, sagte Girst. Er betonte, dass das Diskussionsforum zur Zukunft von Metropolen, das neben Berlin in mehreren anderen Städten rund um die Welt stattfindet, auch kontroversen Debatten über soziale und politische Fragen Raum geben soll. „Gewaltandrohungen“, wie man sie in Kreuzberg erlebt habe, seien aber „nicht tolerierbar“. Gefragt, wer konkret welche Art von Gewalt angedroht habe, verwies er auf die Guggenheim-Stiftung in New York. Dort war bis Redaktionsschluss keine Auskunft über Hintergründe zu bekommen.

Vertreter linksalternativer Gruppen sowie Politiker von Grünen, Linken und Piraten hatten am Mittwoch zuvor gesagt, es habe zwar viel Kritik an dem Projekt gegeben. Dass der Rückzug mit Gewaltdrohungen begründet wurde, hatten sie aber als überzogen beurteilt. Mehrere Beobachter mutmaßten, dass die New Yorker Guggenheim-Vertreter den in Berlin üblichen rauen Ton bei stadtpolitischen Auseinandersetzungen und die gerade in Kreuzberg zur Routine gewordenen Attacken mit Farbbeuteln oder Steinen aus der Ferne als bedrohlicher eingeschätzt haben, als es bei ortskundigen Veranstaltern der Fall gewesen wäre. „Für uns ist es das Normalste auf der Welt, dass Veranstaltungen im öffentlichen Stadtraum durch einen Wachschutz gesichert werden“, sagte gestern zum Beispiel der Geschäftsführer der landeseigenen Veranstaltungsgesellschaft Kulturprojekte Berlin, Moritz van Dülmen.

Die Polizei betonte am Donnerstag, dass sie den Veranstaltern des Guggenheim-Labs auf keinen Fall davon abgeraten habe, ihr Projekt in Kreuzberg zu errichten. „Wir haben lediglich eine Gefährdungsanalyse erstellt, in der wir aufgrund von Erfahrungswerten eine Vermutung kundgetan haben“, sagte Polizeisprecher Thomas Neuendorf. Man sei aufgrund von Aussagen im Internet und wegen verbalen Protests während einer Veranstaltung Anfang März zu der Einschätzung gekommen, dass „mit Farbbeutel- und Farbeierwürfen sowie unter Umständen mit Steinwürfen gegen das Objekt“ zu rechnen sei. Ein Wachschutz sei deshalb empfohlen worden. Neuendorf betonte, dass es bislang keine Erkenntnisse über Bedrohungen gegen Menschen gegeben habe.

Das letzte Gespräch, in dem die Verantwortlichen über die Analyse informier worden seien, habe am 12. März stattgefunden. „Den Grund, warum die Veranstalter sich aus Kreuzberg zurückgezogen haben, kennen wir nicht.“

Im Abgeordnetenhaus verurteilte der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) am Donnerstag die „Gewaltandrohungen und Einschüchterungen aus dem autonomen Lager“. Es sei eine „Auszeichnung“ für Berlin, dass die weltweit aktive Guggenheim-Stiftung die Stadt als Ort für ihr Projekt ausgesucht habe. Er appellierte an alle Berliner, „gemeinsam gegen die Methoden vorzugehen, die solche Leute abschrecken“.

Applaus erhielt er dafür nur von SPD und CDU, bei der Opposition regte sich keine Hand. Leichte Kritik äußerte Wowereit allerdings auch an der ohne Rücksprache mit dem Land getroffenen Entscheidung der Guggenheim-Organisatoren gegen Kreuzberg: Hätte die Landesregierung „rechtzeitig ein Signal über die Sicherheitsbedenken bekommen“, hätte das Land mehr unternommen, „um den Standort zu erhalten“, sagte der Regierungschef.

Gerüchte, nach denen die Kreuzberg- Absage auch mit Unstimmigkeiten zwischen BMW und Guggenheim zu tun hätten, wies BMW-Sprecher Girst zurück. Es gebe keine Meinungsverschiedenheiten, man pflege bereits seit einigen Jahren eine „wunderbare Partnerschaft“.

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