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Umweltschutz: Klare Sache - Spree soll sauber werden

Regen spült Dreck ins Wasser, Fische sterben: Behälter sollen ab 2009 Schmutzwasser auffangen.

Jeden Sommer das gleiche Bild: Die Spree steht, sieht braun aus – und wenn es mal wieder gewittert hat, bringt der reingespülte Dreck der Stadt die Fische um. Jetzt will das Parlament wissen, wie der Fluss sauberer werden kann: Der Umweltausschuss hat zu seiner nächsten Sitzung mehrere Experten eingeladen.

Wichtigste Akteure sind die Wasserbetriebe (BWB) und der Ingenieur Ralf Steeg. Dessen Projekt „Spree 2011“ ist nach langer Planung jetzt reif für einen zweijährigen Test: Ein riesiger, schwimmender Behälter in der Spree soll Schmutzwasser zwischenlagern, das bisher bei heftigem Regen mitsamt dem Straßendreck in den Fluss strömt, wenn es die Kanalisation nicht schnell genug ins Klärwerk leiten kann. Die Forschung sei abgeschlossen, sagt Steeg. Nun würden die Aufträge ausgeschrieben; ab Herbst solle das 1000 Kubikmeter fassende Pilotmodul gebaut und Anfang 2009 am Osthafen zu Wasser gelassen werden. Das Deck des Behälters will Steeg vermieten. Einen Interessenten hat er schon: Die „Solar Water World“, die seit Jahren an der Dahme in Köpenick Solarboote vermietet.

Finanziert wird das zwei Millionen Euro teure Pilotprojekt größtenteils vom Bundesforschungsministerium. Dessen Förderzusage hat offenbar auch die Berliner Verwaltung freundlicher gestimmt. Statt anfänglicher Skepsis sei jetzt Wohlwollen zu spüren: „Ich habe das Gefühl, die Säuberung der Spree wird für die Stadt zum Thema.“ Allerdings sehen Experten Steegs Idee kritisch – etwa wegen des großen Energieaufwandes, mit dem das Wasser wieder aus dem Ponton herausgepumpt werden muss. Die Wasserbetriebe unterstützen das Projekt. „Wir glauben daran, dass das geht“, sagt BWB-Sprecher Stephan Natz – und stellt zugleich klar, dass versenkte Schmutzwasserbehälter das Problem allein kaum lösen können.

Vor wenigen Wochen erst haben die Wasserbetriebe das Resultat von 65 Millionen Euro Investitionen seit 2001 präsentiert: „Lisa“, das „Leit- und Informationssystem Abwasser“. Dabei handelt es sich um ein 1100 Kilometer langes Druckleitungsnetz zwischen den 148 Abwasserpumpwerken, in dem sich die Brühe neuerdings stauen und per Computer jeweils dorthin bewegen lässt, wo Platz ist. Geht beispielsweise über Neukölln ein Unwetter nieder, rauscht das Abwasser nicht einfach zum Klärwerk Waßmannsdorf, bis dessen Kapazität erschöpft ist und die restliche Schmutzwasserflut notgedrungen Richtung Spree überlaufen muss. Stattdessen können die BWB-Techniker die Brühe nordwärts zum Klärwerk Schönerlinde pumpen, das noch Kapazitäten hat. Auch können die neuen Pumpen mit unterschiedlich hoher Leistung arbeiten. Weiteres soll BWB-Vorstandschef Jörg Simon den Abgeordneten erklären.

Ebenfalls in der Ausschusssitzung am Montag soll Matthias Freude, Präsident des Brandenburger Landesumweltamtes, über die Spree berichten. Von ihm wollen die Parlamentarier wissen, wie viel Dreck hausgemacht ist und wie viel die Spree aus Brandenburg mitbringt. Bei all dem geht es um mehr als um den schönen Traum vom Baden in der Spree: Eine EU-Richtlinie verlangt von den Mitgliedsländern, dass ihre Gewässer bis 2015 in „gutem Zustand“ sein sollen. Das kann die Spree allein kaum schaffen.

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