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Berlin: Unbewachte Kunst an der ehmaligen Grenze

Gruselig ist es schon. Gleich hinter der Grenze zwischen Kreuzberg und Treptow spielen Kinder im Park, ein Flohmarkt lockt - und wenige Meter weiter steht in tristem DDR-Einheitsgrau der ehemalige Wachturm der Mauer.

Gruselig ist es schon. Gleich hinter der Grenze zwischen Kreuzberg und Treptow spielen Kinder im Park, ein Flohmarkt lockt - und wenige Meter weiter steht in tristem DDR-Einheitsgrau der ehemalige Wachturm der Mauer. Es beherbergt das "Museum der Verbotenen Kunst" (Puschkinallee/Schlesischer Busch), in dem es kalt und eng ist. Eine steile Metalltreppe führt in die Arbeitsräume der DDR-Grenzer. Was haben sie wohl empfunden, wenn sie von hier aus die Mauer überwachten? Wie schlief es sich auf den Pritschen vor den Schießscharten? Ähnliches muss den Besuchern durch den Kopf gegangen sein, die sich über die Foto-Ausstellung im Wachturm eher ärgerten als freuten. Sie lenkt nämlich ab von allen Fragen, die das schlichte, authentische Bauwerk aufwirft. Und die Arbeiten, die Angelika von Stocki ausstellt (bis 14. November, Sa und So, 12-18 Uhr), wirken zu süßlich, als dass sie dem Thema gerecht würden. Fotos von Menschen und Mauerabschnitten vor und nach der Wende hat sie montiert und verwischte Farbeffekte versehen. Meist zieht sich noch ein Stacheldraht durchs Bild, damit auch der Dümmste merkt: Hier geht es um das Schicksal der Mauertoten und die Gnade der Wiedervereinigung. Das kitschige Pathos der Bilder mindert so den beklemmenden Eindruck des Überwachungsmonuments.

Sonja Bonin

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