Berlin: Und nach der Wahl ein BierchenBerlins kleinstes Stimmlokal

100 Schritte sind es von der Straße Im Saatwinkel zum „Jägerhäuschen“. Mit nur 218 Stimmberechtigten vor allem aus der Kleinhaussiedlung „HOKA IV“ ist die Kneipe Berlins kleinstes von 2609 Wahllokalen. Im Schankraum ist heute der Flipper zur Seite geschoben, am Stammtischplatz steht die Wahlkabine. An den Wänden dahinter Geweihe. Die Tuba ist von der Bundes- und der Landesfahne verdeckt.

Zwei Dutzend Anwohner haben trotz des Regens schon gegen zehn Uhr ihre Stimme abgegeben. Höchstens 166 erwartet Wahlvorstand Dieter Baumert an diesem Sonntag, der Rest hat per Brief abgestimmt. Sechs Wähler müssen mit dem Boot von der Insel Valentinswerder herüberkommen. Der Polizeiverwaltungsbeamte Baumert, seit knapp 20 Jahren bei jeder Wahl dabei, erwartet keine besonderen Vorkommnisse. Nur einmal, als der harte Kern sich am Wahltag-Morgen ab vier Uhr zur Formel1-Übertragung im „Jägerhäuschen“ traf , sahen die Wahlhelfer bei Dienstbeginn vor Zigarettenqualm kaum die Hand vor Augen, und ein Teil der Gäste hatte schon ordentlich einen sitzen.

Der Lärm der über die Häuser donnernden Flugzeuge sei hier ein Thema, sagt Udo Krzesinski, der nach dem Kreuzchenmachen noch ein Bier zischt. Ansonsten werde am Tresen über Sport gesprochen. Gastwirt Milivoj Kovacev hat Brötchen geschmiert – als Grundlage fürs Helle. Seine Wahlprognose heißt: Die alte Regierung wird wohl wieder das Rennen machen. In der Vergangenheit war der Wahlbezirk 60 immer SPD-Hochburg. Selbst bei den BVV-Wahlen im vergangenen Jahr, als Bezirksbürgermeisterin Marlies Wanjura mit 45,5 Prozent für Reinickendorf das beste CDU-Ergebnis erzielte, erreichte die SPD hier knapp 50 Prozent. Kovacev bekommt nichts dafür, dass er seine Gaststätte als Wahllokal zur Verfügung stellt. „So werden wir bekannt, wenn schon nicht als Kneipe, dann eben als Wahllokal. Die meisten Wähler sind ohnehin Stammgäste. du-

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