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Berlin: Underground

Für Musiker und Produzenten ist Berlin mit seiner regen Musik- und Clubkultur Wahlheimat Nummer Eins – noch vor New York oder London. Selten sah man auf den Partys so viele internationale Musiker und DJs unter den Gästen.

Für Musiker und Produzenten ist Berlin mit seiner regen Musik- und Clubkultur Wahlheimat Nummer Eins – noch vor New York oder London.

Selten sah man auf den Partys so viele internationale Musiker und DJs unter den Gästen. Es gibt kein Tanzverbot, Bars werden nicht um Mitternacht geschlossen. Kürzlich habe ich eine neue Hymne auf Berlin gehört: „Berlin Rocks“ von „Sex in Dallas“. Die Produzenten, sie stammen aus Paris, sind von der Berliner Clubkultur begeistert. In meiner Nachbarwohnung verbringt gerade ein junges Pärchen aus Barcelona seinen Sommerurlaub. Kennen gelernt habe ich sie, weil sie bei mir nach Eis gefragt haben. Sie haben in ihrer Wohnung keinen Kühlschrank und konnten, anders als in Spanien, an keinem Kiosk ganz normales Wassereis finden. Und der Fischverkäufer um die Ecke wollte für ein bisschen gefrorenes Wasser mehrere Euro. Seitdem versorge ich die beiden regelmäßig mit Eistüten aus dem Gefrierfach. Dafür bekomme ich selbst gemachte spanischen Spezialitäten – und brauchbare Tipps für das Berliner Nachtleben.

Pedro betreibt in Barcelona einen kleinen Club, in dem er regelmäßig deutsche Elektronik-Acts bucht. Die Zeit in Berlin nutzt er, um neue Kontakte zu knüpfen. Er geht mit seiner Freundin, Elena heißt sie, fast jeden Tag aus. Hinterher erzählen sie mir, wo sie waren. Im Rio zum Beispiel, einer der angesagten Underground-Locations in Mitte. Elena war begeistert – und erstaunt, in welchen Räumlichkeiten man hier Partys feiert. In Barcelona würde so ein schrappeliger Club sofort geschlossen. Dass man solche Clubs ausschließlich in Berlin und nirgendwo sonst in Deutschland finden könne, glaubte sie mir sofort. Diese Underground-Partykultur mit ihrem Gemisch aus Kunst- und Musikszene ist einzigartig. Nur in Berlin existiert überhaupt die Möglichkeit, leer stehende Räume für sich zu erobern und sie in Nischen-Öffentlichkeiten umzuwandeln. Ich habe ihr dann den Besuch des ZMF in der Brunnenstraße ans Herz gelegt, um mal einen der inzwischen seltener gewordenen Backstein-Kellerclubs zu sehen, der für die Nachwendezeit so typisch war. Elena und Pedro waren außerdem noch in dem winzigen Club, der nur Platz für eine Tischtennisplatte bietet. Dort haben sie einen Bekannten aus Barcelona getroffen. Sie waren sich schnell einig: Sie würden gerne im nächsten Jahr nach Berlin ziehen.

Christine Lang

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