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Unfall im Wedding: 57-Jährige wurde von Straßenbahn überrollt

Zum dritten Mal in diesem Jahr ist eine Fußgängerin beim Überqueren der Gleise einer Straßenbahn angefahren und getötet worden. Die 57-Jährige missachtete ein rotes Licht. Die Polizei bestreitet, dass mehrere Ampeln an Überwegen Passanten verwirren.

Die 57-Jährige wollte am Donnerstagabend in Wedding in Höhe der Groninger Straße die Seestraße in nördlicher Richtung kreuzen. Dabei missachtete sie das rote Ampellicht, eine Richtung Stadtautobahn fahrende Tram der Linie 13 erfasste die Frau. Sie starb noch an der Unfallstelle. Der 44-jährige Fahrer bremste sofort, hatte nach Angaben der Polizei keine Chance, den Triebwagen rechtzeitig zu stoppen. Der BVGler erlitt einen Schock. Von 19.40 Uhr bis 21.40 Uhr fuhren auf der Strecke keine Straßenbahnen. Die Frau ist die bereits 14. Verkehrstote in diesem Jahr.

Weshalb die 57-jährige Deutsche die nahende Bahn nicht bemerkte, ist unklar. Sie wohnt in Wedding, kennt also die Strecke, auf der seit 1997 auf dem grünen Mittelstreifen wieder Straßenbahnen rollen. Der Fußgängerüberweg ist dort mit einer Ampel geregelt. Der gelegentlich erhobene Vorwurf, dass die Ampelschaltungen an dieser und auch anderen Stellen in der Stadt unübersichtlich seien, weil Fußgänger beim Überqueren der sehr breiten Straßen drei Ampeln (eine für die Gleise und je eine pro Autofahrbahn) beachten müssen, wird von der Polizei bestritten. Es gebe keinerlei Hinweise, dass eine bessere Schaltung Unfälle verhindern könnte.

Auffallend jedoch sei, dass fast alle tödlichen Unfälle in den vergangenen Jahren frühmorgens oder abends geschahen, als es dunkel war. Wie berichtet, hatte die Polizei kürzlich kritisiert, dass die Scheinwerfer der Straßenbahn zu schwach seien. Im Herbst hatte es wegen der gehäuften Unfälle ein Gespräch zwischen dem Leiter der Verkehrspolizei und den Verantwortlichen der BVG gegeben. Dabei hatte Polizeidirektor Wolfgang Klang gefordert, dass die Fahrzeuge „sichtbarer“ gestaltet werden sollten. Nach Angaben von Experten unterschätzen Fußgänger häufig die Geschwindigkeit der mittlerweile recht leisen Züge. Zudem benötigt eine Tram sehr lange Bremswege. Während ein Auto bei Tempo 50 bei einer Vollbremsung nach etwa 12 Metern steht, braucht eine Straßenbahn 32 Meter. Die BVG wird jetzt den Fahrtenschreiber der Unfalltram auswerten. Gespeichert wird darin das Tempo und ob Warnglocke und Bremse betätigt wurden.

Im Februar waren zwei junge Frauen bei Unfällen in Prenzlauer Berg und Friedrichshain getötet worden. Beide hatten im Dunkeln die Gleise an Haltestellen überquert. Als Verkehrstote zählt sie die Polizei nicht: Sie werden gesondert in der Statistik für „Schienenunfälle“ erfasst.

Die von der Polizei genannten Zahlen von Verkehrstoten liegen wegen dieser statistischen Definition immer niedriger als die tatsächlichen Zahlen. Nach offiziellen Angaben schwankte die Zahl der Verkehrstoten durch Straßenbahnen in den letzten zehn Jahren zwischen ein und sechs Fällen jährlich. Die Zahl der Unfälle mit Straßenbahnen insgesamt hat sich von 530 im Jahr 1998 auf knapp 300 im vergangenen Jahr fast halbiert.

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