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Kottbusser Tor

© Kitty Kleist-Heinrich

Unfallstatistik: Problemkreuzung Kotti wird umgebaut

Das Kottbusser Tor ist Spitzenreiter in der Berliner Unfallstatistik. Neue Spurführungen sollen die Gefahrenstelle in Kreuzberg entschärfen. Eine Kommission prüft andere Problemkreuzungen wie das Frankfurter Tor und An der Urania.

Nirgends sonst in Berlin kracht es so oft wie am Kottbusser Tor: 576 Unfälle registrierte die Polizei in den vergangenen drei Jahren, also mehr als jeden zweiten Tag einen. Mehr als vier Millionen Euro beträgt allein der messbare Sachschaden. Gründe genug dafür, dass der Kreisel in Kreuzberg demnächst grundlegend umgestaltet werden soll. Was am Kotti geplant ist, steht exemplarisch auch für andere Unfallschwerpunkte der Stadt.

Als Hauptproblem hat sich herausgestellt, dass man auch als Geradeausfahrer auf der Skalitzer Straße nicht einfach parallel dem Viadukt der U-Bahnlinie 1 folgen kann, sondern durch den halben Kreisel muss – und dabei leicht in die Bredouille gerät, wie ein Verkehrsgutachten ergeben hat. Ein Klassiker: Das Auto in der rechten der beiden unmarkierten Spuren will geradeaus und das aus der linken Spur will nach rechts in die Kottbusser Straße abbiegen. Rumms. Also werden jetzt Pfeile aufgemalt, die die Rechtsabbieger in die rechte und die Geradeausfahrer in die linke Spur sortieren sollen. Daraus ergibt sich als weiterer Vorteil, dass nicht mehr aus zweiter Spur rechts über den Radweg abgebogen werden darf: Diese Konstellation ist für Radler bisher fast die Garantie, übersehen zu werden. Weil zusätzlich die Kurve verengt wird, müssen die Autos auch langsamer abbiegen als bisher. Und der Radweg wird von der Straße abgesetzt und durch Poller gesichert, um ausschwenkende Lastwagen und Busse von den Radlern fernzuhalten. Der Unfallschwerpunkt mit den meisten Verletzten in der Stadt ist hingegen die Kreuzung An der Urania mit der Kurfürstenstraße in Schöneberg. Hier wurden bereits Blitzgeräte installiert, um Autofahrern das Durchrauschen bei Rot abzugewöhnen. Nun wird zusätzlich eine Ampel für jene montiert, die von der Kurfürstenstraße links Richtung Siegessäule abbiegen. „Denn die übersehen den Gegenverkehr oft einfach“, heißt es bei der Verkehrsverwaltung.

Wie viel die Umgestaltung von Kreuzungen bringen kann, zeigt das Beispiel Großer Stern: Rund um die Siegessäule krachte es in den 90er Jahren oft mehrfach täglich; 1996 beispielsweise 814 Mal. Dann wurden Ampeln und Fahrbahnmarkierungen so verändert, dass sich die Verkehrsströme nicht mehr in die Quere kommen und Autofahrer ohne Spurwechsel nach außen geleitet werden. Jetzt taucht der Kreisverkehr in der Hitliste der Brennpunkte nicht mehr auf. Dass es bei Unfällen um viel mehr geht als nur um das Leid der Betroffenen, zeigt ein Blick in die Schadensbilanz bei der Verkehrslenkung: Allein für die 150 „teuersten“ Unfallschwerpunkte der Stadt ergeben sich für die vergangenen drei Jahre Gesamtkosten von etwa 300 Millionen Euro.

Auffallend im gerade veröffentlichten Verkehrssicherheitsbericht des Senats ist auch, wie unterschiedlich das Risiko ist, bei einem Verkehrsunfall schwer verletzt zu werden: Mehr als die Hälfte der Betroffenen waren mit dem Rad oder zu Fuß unterwegs, wobei Fußgänger tendenziell schwerer verletzt werden als alle anderen. Auto- und Lkw-Fahrer dagegen sind zwar an fast 90 Prozent aller Unfälle beteiligt, kommen aber viel öfter unverletzt davon. Sicherer kommen nur die Passagiere von Bus und Bahn durch die Stadt. Die von Stadtentwicklungsverwaltung und Verkehrslenkung eingesetzte Unfallkommission will sich nun vor allem jene Orte vornehmen, die für Kinder und für Radler am gefährlichsten sind.

Die Verlegung des Radweges am Kottbusser Tor ist eine Ausnahme von der sonst geltenden Regel, dass die Radfahrer gut sichtbar auf die Straße gehören statt auf den Gehweg. „Das ist eine Besonderheit von Kreisverkehren“, sagt ein Experte bei der Verkehrsverwaltung. Am Kotti plane man zusätzlich eine Ampel, die Radler in Nord-Süd-Richtung sicher von der Reichenberger in die Admiralstraße bringt. Und auch die nordöstliche Ecke der Kreuzung wird so umgebaut, dass Autofahrer von der Skalitzer nicht mehr in langer Kurve über den Radweg rechts in die Adalbertstraße brausen können, sondern „eckiger“ abbiegen müssen – und dabei hoffentlich die Radler beachten. Zusätzlich sollen die Fußgängerfurten so erneuert werden, dass auch Behinderte sicher den Aufzug zur U-Bahn erreichen können. Noch in diesem Jahr sollen die Arbeiten beginnen.

Unfallstatistik Berlin
(Zum Vergrößern anklicken) -

© Tsp

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