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Berlin: Unter Teufeln und Hexen - Mit der Taschenlampe nachts durchs Puppentheater-Museum

Das Wunder hat ein Puppenbauer in Andalusien vollbracht. Lebensgroß sind Alejandro Corrals schaurige Geschöpfe.

Das Wunder hat ein Puppenbauer in Andalusien vollbracht. Lebensgroß sind Alejandro Corrals schaurige Geschöpfe. Ihre Haut geschrumpelt, als wären sie schon viele hundert Jahre alt; die Gesichter merkwürdig verzerrt. Vermutlich sind sie allesamt direkt von der Walpurgisnacht ins Puppentheatermuseum Berlin gekommen und sollen nun Kinder und Eltern das Fürchten lehren. Eine Figur eilt auf die Besucher zu. Teuflisch nett grinst sie im Strahl der Taschenlampe, das Gesicht in Bewegung - obwohl ihre Züge doch vollkommen starr sind. Museumschef Nikolaus Hein führt sie an einem Stab und erklärt die wundersame Wirkung: "Theaterpuppen regen die Phantasie auf besondere Weise an. Sie bestehen zwar aus festen Materialien, scheinen aber dennoch zu lachen oder zu weinen. Das ist die Kunst der Puppenbauer und Puppenspieler."

Mehr als vierzig Figuren aus der Schar des zeitgenössischen spanischen Puppenbauers Alejandro Corral sind im Puppentheatermuseum an der Neuköllner Karl-Marx-Straße 135 als Dauergäste eingezogen. Grund genug, um dieses Museum einmal nachts zu besuchen. Es ist in einem großen, ehemaligen Künstleratelier untergebracht und beherbergt gut 500 weitere Theaterpuppen aus aller Welt und drei Jahrhunderten.

Treffpunkt also: Punkt 21 Uhr vor dem Museumseingang zu einer ungewöhnlichen Führung durch das Volk der Puppen. Nikolaus Hein hält eine Taschenlampe in der Hand und benutzt sie wie einen kleinen Scheinwerfer - 60 Kinder und Eltern hat er auf den Fersen, allesamt Teilnehmer unserer vierten Geheimnistour während der Osterferien.

Ritter und Hexen tauchen im Düsteren auf, Kasperle und Märchenfiguren, Mecky Messer und die Seeräuber-Jenny aus der Dreigroschenoper. Gespielt als Marionetten, Handpuppen oder Stabpuppen in Opern und Operetten, Dramen und Varietéprogrammen auf den kleinsten Bühnen der Welt. Und sogar der Vogel Strauß, groß wie ein Truthahn, steht in einer Vitrine. 110 Jahre alt. Er konnte auf Fadenzug Eier legen.Das Museum bietet weitere Führungen an, Tel.: 6878132. Ausführlich vorgestellt wird es in unserem Buch zur Serie mit 27 Abenteuertouren durch Berlin, die Ihr alleine organisieren könnt (Geheime Orte für Kinder, Nicolai-Verlag).

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