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Berlin: Unterm Heizpilz

Wenn der Neandertaler es sich gemütlich machen wollte, warf er noch ein paar Scheite ins Lagerfeuer und kuschelte sich noch tiefer in sein Mammutfell ein. Heute undenkbar, nicht allein, weil es keine Mammuts mehr gibt und Naturpelze ohnehin verpönt sind.

Wenn der Neandertaler es sich gemütlich machen wollte, warf er noch ein paar Scheite ins Lagerfeuer und kuschelte sich noch tiefer in sein Mammutfell ein. Heute undenkbar, nicht allein, weil es keine Mammuts mehr gibt und Naturpelze ohnehin verpönt sind. Doch auch das Lagerfeuer kann man allenfalls noch mit schlechtem Gewissen anzünden: Zu hohe CO2-Werte. Zwar bevorzugt man heute eher Heizpilze, privat wie in Straßencafés – ein vermeintlich harmloses Vergnügen, bislang kaum problematisiert, aber das ist nun vorbei. „Prost Klima“ – das ist nicht etwa ein modischer Trinkspruch, sondern der Name einer auf die Gastronomie zielenden Kampagne, die mit Senatshilfe an diesem Donnerstag zur Vorstellung gelangt. Die Schlacht um die Umweltbelastung durch Zigarettendunst tobt noch, da wird eine zweite Front eröffnet – und den Restaurants, Bars, Hotels die Schädlichkeit ihres bisherigen Treibens bescheinigt. Wahre Energieschleudern müssen das sein, nicht nur durch Heizpilze – verwerfliches Verhalten allerorten, ein riesiger Bedarf an Belehrung. Doch der Tag wird kommen, da ist selbst die Energiesparlampe tabu und muss neuen Zaubertechniken weichen – die freilich nie mehr die Heimeligkeit der Kerze oder des Lagerfeuers erreichen.

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