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Tritt voraus. Mehr als hunderttausend Teilnehmer werden am Sonntag zur 35. Fahrrad-Sternfahrt erwartet. Autofahrer sollten heute auf öffentliche Verkehrsmittel umsteigen – oder einfach mitradeln.

© ddp

Unterwegs zum Sattelfest: Radfahrer demonstrieren wieder bei der Sternfahrt

Am Sonntag gehören die Straßen den Radlern. Hunderttausende demonstrieren bei der Sternfahrt für ein friedliches Miteinander im Verkehr.

Jede vierte Fahrt in der Berliner Innenstadt wird laut Statistik inzwischen mit dem Fahrrad zurückgelegt. In vielen City-Straßen sind Radler schon in der Mehrheit, darunter auch immer mehr Anzugträger, die morgens ins Büro fahren und abends zurück nach Hause. Die Verkehrsverwaltung bemüht sich seit mehreren Jahren um mehr sichere Wege. 130 Kilometer sogenannte Radspuren – auf der Fahrbahn markierte Wege – gibt es mittlerweile auf Hauptstraßen. Die Zahl der getöteten Radfahrer ist 2010 mit sechs auf den niedrigsten Stand seit dem Jahr 2000 gesunken. Die Radfahrer könnten zufrieden sein.

Quelle: ADFC
Quelle: ADFC

© TSP/Kroupa

Dennoch werden am heutigen Sonntag wieder weit über 100 000 Menschen bei der „Sternfahrt“ des Fahrradclubs ADFC in die Pedalen treten, um für ein gleichberechtigtes Miteinander zu demonstrieren. Weil die Sternfahrt bei der Polizei als politische Demonstration angemeldet ist, hat sie auch ein Motto: „Freie Fahrt für freie Räder“ in diesem Jahr – nicht jeder Radler findet die Abwandlung des alten Autofahrerspruchs glücklich. Aber das Anliegen des ADFC ist ernst gemeint. Deren Vorsitzende Sarah Stark sagt: „Immer häufiger werden unsere Radspuren achtlos zugeparkt.“ Sie warf der Polizei vor, zu wenig zu kontrollieren. Denn ein Kavaliersdelikt sind zugestellte Radspuren nicht – sondern eine nach Angaben des ADFC eine „mitunter tödliche“ Gefahr. Vor allem in Geschäftsstraßen werden die Radspuren von Lieferwagen missbraucht. Durch das dadurch erzwungene Ausweichen auf die Fahrbahn steigt das Unfallrisiko beträchtlich.

Bekanntlich setzen Senat und Polizei seit mehreren Jahren auf diese auf der Fahrbahn markierten Spuren. Diese sind weitaus sicherer als die alten Radwege neben dem Gehweg. Auf diesen wurden Radfahrer an Kreuzungen und Einmündungen häufig übersehen, weil sie von parkenden Autos verdeckt wurden. Erst ab 2001, als die SPD das Verkehrsressort in Berlin übernahm, setzt die Politik auf diese – zudem auch weitaus billigeren – Radspuren. Auch das Polizeipräsidium unterstützt seit einigen Jahren wegen der höheren Sicherheit diese Radspuren. In den letzten zehn Jahren sind davon über 100 Kilometer entstanden – auch an großen Einkaufs- und Durchgangsstraßen. „Wir wollen die Verkehrsinfrastruktur, die für uns geschaffen wurde, auch nutzen“, sagte Sarah Stark.

Die Sternfahrt ist übrigens die größte Fahrraddemonstration weltweit – Autofahrer sollten den Appellen der Polizei einmal wirklich glauben und in die Bahn umsteigen. Denn vor allem in der City-West wird es mittags kein Durchkommen mehr geben. Traditionell führt die Sternfahrt über die Avus und den südlichen Stadtring A 100. Da sich 18 der 19 Strahlen der Sternfahrt vor diesen beiden Autobahnabschnitten treffen und vereinigen, wird es ab dort richtig voll. So wird es auf der Kant- und Bismarckstraße sowie am Sachsendamm und der Martin-Luther-Straße mindestens eine Stunde brauchen, bis alle Räder durch sind. Nur die besonders langsame „Kinderroute“ ab Jannowitzbrücke führt direkt zum Großen Stern.

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