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Berlin: Urlaubsziel Karl-Marx-Straße

Die Stadt in der Stadt: Über Neukölln gibt es jetzt sogar einen Reiseführer

Neukölln, der Moloch, wo an der Schillerpromenade morgens die ersten Flaschen aufgemacht werden? Wo Jugendliche Lehrer mit Messern bedrohen und sich bis zu 15 Menschen ein Zimmer teilen? Einen guten Ruf hat Neukölln nicht gerade, und das Stigma, nichts als ein sozialer Brennpunkt zu sein, wird der Bezirk nur schwer los. Auch mit Kunst assoziiert man ihn noch immer weniger als mit Kriminalität. Doch Neukölln ist nicht die Bronx. „Neukölln macht Spaß.“ So steht es zumindest im ersten Reiseführer über den Bezirk.

„Wir wollen damit einen ehrlichen Blick auf Neukölln werfen und gleichzeitig seine Stärken dokumentieren“, sagt Horst Evertz von der Initiative „Aktion Karl-Marx-Straße“. Denn selbst die Einheimischen wüssten oft nicht, was ihr Stadtteil alles zu bieten habe. Zum Beispiel internationales Flair in der angesagten Ausgehmeile Weserstraße, der einstigen Promenade für Kampfhunde und Proleten. „Auch die Karl-Marx-Straße hat mehr als nur Billig- oder Handy-Läden zu bieten. Aber man muss die Geschäfte in den Seitenstraßen eben kennen“, sagt Clemens Mücke von der Wirtschaftsförderung Neukölln.

Der 109 Seiten starke Reiseführer im Postkartenformat ist bestückt mit all diesen Informationen und Wissenswertem über Ess-, Trink- und Übernachtungsangebote, Parks und Gärten, Aktivitäten für Kinder, Ausflüge und einem Verkehrs- und Stadtplan.

Das Buch soll ein echtes Bild von Neukölln abbilden: Mit Geschichten über den Kiez und Sehenswürdigkeiten wie der Britzer Mühle, der Blutwurstmanufaktur, der Siebdruckwerkstatt oder dem Körnerpark. Und über das Kulturleben von der Neuköllner Oper bis zum Heimathafen, wo Künstler ihre Energie aus dem Spannungsfeld von Vergangenheit und kriselnder Gegenwart schöpfen.

Neukölln ist eine Stadt in der Stadt, die der Reiseführer sowohl Alt- und Neu-Neuköllnern wie auch Besuchern näher bringen will. Etwa 307 000 Menschen aus mehr als 160 Nationen leben dort zwischen Landwehrkanal und Rudow. Neben Studenten hat es auch viele Jungdesigner in den Kiez gezogen. Ihre Ohrringe aus Kronkorken, „Ein Herz für Neukölln“-T-Shirts oder „Rütli-Wear“- Mode gibt es neben -zig anderen Waren beispielsweise auf dem regelmäßigen Designmarkt „Sideseeing“ am Maybachufer zu kaufen.

Der Reiseführer, der in Buchhandlungen, im Internet, an Kiosken und Geschäften in Neukölln erhältlich ist, erscheint passend zum 650-jährigen Jubiläum von Rixdorf/Neukölln. „Im Kiez passiert etwas. Er ist nicht am Ende“, sagt Evertz. So sieht das auch Neuköllns Bürgermeister Heinz Buschkowsky (SPD), der auf der Rückseite des Reiseführers eine Widmung hinterlassen hat: „Wo Neukölln ist, ist vorn – und sollten wir mal hinten sein, ist eben hinten vorn!“ Hadija Haruna

Neukölln – der kleine Stadtführer. Doggerbank Verlag, Berlin. 109 S., 5,90 Euro

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