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Berlin: Ursache der Computerpanne in der Silvesternacht liegt noch im Dunkeln

Die ersten Untersuchungen des Computersystems der Feuerwehr durch die Kriminalpolizei haben keine Anhaltspunkte erbracht, die ein Ermittlungsverfahren rechtfertigten, sagte ein Kriminalbeamter gestern dem Tagesspiegel. Der Fehler, der in der Silvesternacht zum Zusammenbruch des Computersystems der Feuerwehr führte, konnte bisher nicht reproduziert werden.

Die ersten Untersuchungen des Computersystems der Feuerwehr durch die Kriminalpolizei haben keine Anhaltspunkte erbracht, die ein Ermittlungsverfahren rechtfertigten, sagte ein Kriminalbeamter gestern dem Tagesspiegel. Der Fehler, der in der Silvesternacht zum Zusammenbruch des Computersystems der Feuerwehr führte, konnte bisher nicht reproduziert werden. Die Ursachen versuchte die Feuerwehr in der vergangenen Nacht, mit einem Testlauf nachzuvollziehen. Am Morgen sollten die Ergebnisse ausgewertet und anschließend Innensenator Werthebach informiert werden.

Nach Auffassung des Kriminalbeamten kommen drei Möglichkeiten für den System-Crash in Frage: Manipulation, das sogenannte Jahr-2000-Problem und Überlastung. Die Feuerwehr hatte bisher Überlastung durch eine Vielzahl von Notrufen als Ursache genannt. Aber auch Gerüchte, die von Sabotage und Manipulation sprechen, wollen nicht verstimmen. In den Reihen der Polizei wurde gestern sogar davon gesprochen, dass die Feuerwehr die Zahl der Notrufe "nach oben manipuliert" haben könnte, um für die Öffentlichkeit eine Erklärung für den Computerzusammenbruch zu haben. Es sei unmöglich, bei den vorhandenen zehn bis zwölf Leitungen pro Stunde 1700 Anrufe - rechnerisch drei in der Minute - zu bearbeiten, hieß es bei der Polizei. Insgesamt sollen in der Nacht bei der Feuerwehr 7000 Notrufe eingegangen sein. Die Polizei verzeichnete 5000. Normal sei bei derartigen Anlässen, dass bei der Feuerwehr lediglich etwa zwei Drittel der Anrufe eingingen, die die Polizei zu verzeichnen hat, heißt es in einer Dokumentation der Gewerkschaft der Polizei (GdP). Feuerwehrchef Broemme widersprach gestern: "Wir hatten noch nie so viele Notrufe." Diese seien bereits auf den 25 Leitungen der neuen Leitstelle angekommen und dort automatisch gezählt worden.

Broemme verbrachte den Abend mit seiner Familie zu Hause und kam erst deutlich nach Mitternacht - gegen 1.30 Uhr - in die Leitstelle. Der Stellvertreter Broemmes, Wilfried Gräfling, habe am Abend die Fäden in der Leitstelle zusammengehalten. Gräfling sei auch Projektverantwortlicher für die neue Feuerwehrleitstelle und die gesamte Informationstechnik.

In der Silvesternacht gab es offenbar innerhalb der Feuerwehrhierarchie ein heilloses Durcheinander. Im Führungsstab der Polizei im Polizeipräsidium saß auch ein Kontaktmann der Feuerwehr. Über diesen bot die Polizei mehrfach Unterstützung durch Sanitätskräfte an. Beide Male sei die Hilfe von der Feuerwehrleitstelle mit Dank angenommen worden. Beide Male seien die Unterstützungskräfte dann aber von übergeordneten Feuerwehrinstanzen zurückgewiesen worden, hieß es.

In der GdP-Dokumentation über die Lage in der Silvesternacht geht hervor, dass allein fünf Brände von Wasserwerfern der Polizei bekämpft wurden, in drei weiteren Fällen wurden Wasserwerfer um Hilfe gebeten. Verletzte mussten mit Taxis oder von der Polizei in Krankenhäuser gebracht werden. Feuerwehren aus Brandenburg standen in Stolpe und Dreilinden bereit, wurden aber trotz mehrfacher Funknachfragen nicht eingesetzt: "Dafür sind dann Einfamilienhäuser, Wohnungen, Garagen, Pkw, wie beispielhaft in Spandau am Prinz-Adalbert-Weg, ab- beziehungsweise ausgebrannt", kritisiert die GdP. Am Prinz-Adalbert-Weg brannte gegen 0.30 Uhr ein Einfamilienhaus vollständig aus. Gegen 0.

Die GdP forderte von der Innenverwaltung und dem Innenausschuss des Abgeordnetenhauses eine "umfassende Untersuchung der Vorbereitung und Durchführung des Einsatzes" in der Silvesternacht. Landesbranddirektor Broemme hatte zwei Tage vor Silvester während einer Pressekonferenz noch Optimismus verbreitet: "Wir können intern davon ausgehen, dass die Feuerwehr einsatzbereit ist."

weso

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