zum Hauptinhalt

Berlin: Vattenfall erwärmt sich für Braunkohle

Der Energiekonzern überprüft, ob sich das Heizkraftwerk im Märkischen Viertel umrüsten lässt

Der Vattenfall-Konzern setzt bei der Strom- und Wärmeproduktion in der Stadt weiter auf Kohle. Nachdem der Bewag-Nachfolger bereits die Umweltpolitiker mit den Plänen, in Lichtenberg ein neues Steinkohlekraftwerk bauen zu wollen, gegen sich aufgebracht hatte, hagelt es nun Kritik, weil der Konzern jetzt auch im Fernheizwerk Märkisches Viertel prüfen lässt, ob dort statt Erdgas in Zukunft Braunkohlestaub verfeuert werden kann.

Er sei sich nicht sicher, ob Vattenfall „die energiepolitischen Zeichen der Zeit“ erkannt habe, sagte gestern der umweltpolitische Sprecher der SPD, Daniel Buchholz. Wer ernsthaft das Klima schützen wolle, müsse weg von der Kohle. Sein Kollege von den Grünen, Andreas Otto, erklärte, wer Energie sparen und das Klima schützen wolle, müsse sich moderner Technologien bedienen und dürfe nicht in die Vorzeit zurückfallen.

Entschieden sei noch nichts, sagte dazu Vattenfall-Sprecher Olaf Weidner – weder beim Neubau eines Steinkohlekraftwerks noch beim Umstellen des Heizkraftwerks im Märkischen Viertel von Erdgas auf Braunkohlenstaub. Der Konzern lote derzeit nur aus, welche Brennstoffarten genehmigungsfähig wären. Konkrete Pläne zu entwickeln, ohne zu wissen, ob sie auch verwirklicht werden könnten, sei zu teuer. Für das Umstellen von Erdgas auf Braunkohlenstaub habe das Heizkraftwerk, ein Tochterunternehmen des Konzerns, deshalb bei der Senatsumweltverwaltung eine Vorprüfung beantragt.

Wenn die gesetzlichen Vorgaben eingehalten würden, könne der Senat die Genehmigung kaum versagen, sagte die Sprecherin der Umweltverwaltung, Marie-Luise Dittmar. Politisch sei ein Wechsel vom Erdgas zum Braunkohlestaub für Senatorin Katrin Lompscher (Linke) aber „das ganz falsche Signal“.

Den direkten Einfluss auf die Konzernpolitik hat der Senat bereits 1997 aufgegeben. Damals hatte er seine Anteile an der damaligen Bewag für umgerechnet 1,5 Milliarden Mark verkauft.

Der Konzern müsse auch auf den Preis achten, sagte Vattenfall-Sprecher Weidner. Braunkohlestaub sei erheblich billiger als Erdgas und biete eine wesentlich höhere Versorgungssicherheit. Zudem sei Braunkohlenstaub weitaus umweltfreundlicher als herkömmliche Braunkohlekraftwerke. Nach Angaben des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung sind die direkten CO2-Emissionen aber auch bei Braunkohlestaubheizwerken wesentlich höher als bei Erdgasanlagen.

Das Heizkraftwerk an der Wallenroder Straße in Wittenau versorgt nach eigenen Angaben rund 20 000 Wohnungen im Märkischen Viertel sowie weitere 10 000 in den angrenzenden Gebieten. Zu den Kunden gehören ferner die Karl-Bonhoeffer-Nervenklinik, das Humboldt-Krankenhaus, das Rathaus und das Finanzamt Reinickendorf sowie Schulen, Kirchen und Kindertagesstätten.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false