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Berlin: Verhaltensstörungen: Verschoben von Schule zu Schule

Die Bandbreite von Verhaltensstörungen ist groß. Deshalb ist auch im Einzelfall nicht immer leicht zu entscheiden, ob ein Schüler ohne zusätzliche Zuwendung durch Lehrer oder Schulhelfer integrierbar ist.

Die Bandbreite von Verhaltensstörungen ist groß. Deshalb ist auch im Einzelfall nicht immer leicht zu entscheiden, ob ein Schüler ohne zusätzliche Zuwendung durch Lehrer oder Schulhelfer integrierbar ist. Oftmals geht eine traurige Odyssee durch mehrere Schulen voraus, bis eine Lösung gefunden wird. Dabei nimmt nicht nur der Schüler Schaden, sondern unter Umständen auch seine Klasse oder die ganze Schule.

Ein Beispiel ist der Fall eines Zehlendorfer Schülers, der bereits mehrfach die Schule gewechselt hatte und schließlich die Wilma-Rudolph-Gesamtschule in Atem hielt. Wie berichtet, hatte seine Familie mit Hinweis auf angeblich antisemitische Vorfälle die Versetzung auf eine Realschule erwirkt. Zudem erließ sie eine Dienstaufsichtsbeschwerde gegen die Schulleiterin der Gesamtschule und die Schulaufsicht, weil sie sich mit ihren Problemen allein gelassen fühlte: Der Junge, der sich zum Judentum bekennt, wurde von einem Mitschüler als "Drecksjude" bezeichnet, die Rede war zudem von angeblich körperlichen Angriffen und einer Hakenkreuzschmiererei.

Die Senatsschulverwaltung reagierte sehr hellhörig auf die Vorwürfe und untersuchte den Fall. In der Folge wurden die Dienstaufsichtsbeschwerden zurückgewiesen. Die Vorwürfe gegen die Mitschüler - mit Ausnahme der Beschimpfung "Drecksjude", wofür sich der betreffende Schüler entschuldigte, - konnten nicht bestätigt werden. Es wird vermutet, der Schüler habe sich einige der Vorfälle ausgedacht, um auf sich aufmerksam zu machen. Ja, er habe seine Mitschüler geradezu provoziert, um negative Reaktionen zu ernten, heißt es bei den involvierten Fachleuten.

Demnächst plant Schulsenator Klaus Böger (SPD) einen Besuch in der Gesamtschule, um "Beweggründe für etwaige Überreaktionen" von Seiten seiner Verwaltung zu erläutern, wie seine Referentin Angelika Hüfner es ausdrückt. Tatsächlich hatte die Schule erheblich unter den Vorwürfen gelitten. Hart traf es sie, dass Böger sich mit den Eltern des Jungen, nicht aber mit ihr zusammensetzte, und dass Bögers Mitarbeiter die Versetzung des Jungen forcierten, ohne zuvor die Vorwürfe geprüft zu haben.

Inzwischen steht fest, dass die Probleme des Jungen nicht an die Wilma-Rudolph-Schule gebunden sind. Der Förderausschuss des Bezirks hat ihm jetzt sogar einen derart hohen zusätzlichen Förderbedarf infolge seiner sozial-emotionalen Schwierigkeiten attestiert, dass extra eine Lehrerin eingestellt wurde, die sich speziell um sein Zurechtkommen an der neuen Schule kümmern soll. Diese kostspielige Maßnahme ist erstmal bis Ende des Schuljahres befristet.

sve

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