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Bahnhof Friedrichstraße: Neben der Treppe ist der Bahnsteig besonders eng.

© ddp / Guelland

Berliner Nahverkehr: Engpass an der Bahnsteigkante

Ein Schritt daneben, ein Schubser im Gedränge: In vielen S- und U-Bahnhöfen ist das Warten riskant.

Es ist eng, sehr eng. Auf dem Bahnsteig drängeln sich die Menschen, drücken und schubsen. Eine Frau stolpert dicht an der Bahnsteigkante und stürzt. Die Frau hat Glück, dass sie nicht aufs Gleis gefallen ist. Die Szene trägt sich im U-Bahnhof Friedrichstraße zu, gleich neben der Treppe, dort, wo der Bahnsteig besonders schmal ist. Auch auf anderen Bahnhöfen gibt es solche Fallen, mit denen sich die Fahrgäste abfinden müssen. Umbauten sind derzeit nicht geplant oder baulich nur mit einem riesigen Aufwand möglich. Und die Zahl der Fahrgäste soll weiter steigen; wobei der Anteil der Älteren erheblich zunehmen wird.

An der Friedrichstraße führen auf der Südseite nur zwei schmale Treppen zum Bahnsteig der U-Bahn. Kommen gleichzeitig zwei Züge der U 6 an, wird es auf dem Bahnsteig und den Stufen rappelvoll. Ankommende und abfahrende Fahrgäste kommen sich in die Quere. Mit 47.000 Ein- und Aussteigern gehört die Station zu den frequentiertesten im Netz.

Hinzu kommen derzeit noch die Umsteiger zur S-Bahn, deren direkter Weg am Nordende seit Anfang 2007 versperrt ist. Für den Neubau auf dem Spreedreieck musste, wie berichtet, der Verbindungstunnel zwischen S- und U-Bahn abgerissen werden. Seit Ende des vergangenen Jahres ist zwar ein neuer Tunnel fertig, doch weil dabei die Vorgaben nicht eingehalten worden sind, bleibt er vorerst geschlossen.

Die Stationen der U 6 im Zentrum sind in den zwanziger Jahren in einer Sparausführung gebaut worden. Die Treppen führen von der Straße direkt auf die Bahnsteige, einen Vorraum gibt es nicht. Zwischen den jeweils zwei Treppenanlagen an den Bahnsteigenden und der Bahnsteigkante bleibt nur wenig Platz. Allerdings ist die Zahl der Fahrgäste auf den anderen Linien erheblich geringer als im Bahnhof Friedrichstraße.

Solche Engpässe gibt es aber nicht nur auf den uralten Strecken. An der 1971 eröffneten Station Berliner Straße kreuzen sich mit der U 7 (Rathaus Spandau – Rudow) und der U 9 (Osloer Straße – Rathaus Steglitz) zwei der nachfragestärksten Linien des Netzes. Für Umsteiger gibt es aber nur eine verhältnismäßig schmale und verwinkelte Treppenanlage. Nicht nur zu Hauptverkehrszeiten kommt es hier zum Stau auf den Stufen. Ein Umbau, bereits vor Jahren erwogen, sei derzeit nicht geplant, heißt es bei den Verkehrsbetrieben. Die Enge im Bahnhof ist dem Autotunnel unter der Bundesallee geschuldet, der der U-Bahn nicht mehr Platz gelassen hat.

Ein weiteres Nadelöhr will die BVG demnächst abschaffen. Im Bahnhof Rudow der U 7 soll der Zugang zur Haltestelle der Busse Richtung Flughafen Schönefeld umgebaut werden. Denn die ist derzeit nur über eine schmale Treppe zu erreichen. Wenn der neue Flughafen Berlin-Brandenburg fertig ist, sollen alle fünf Minuten gut besetzte Expressbusse vom Endbahnhof der U-Bahn zum Flughafen fahren. Auf eine Verlängerung der U-Bahn bis zum neuen Terminal haben der Senat und die BVG verzichtet, so dass jetzt das Umsteigen von der Bahn zum Bus erleichtert werden muss.

Auf mehr Platz warten müssen die Fahrgäste der S-Bahn an der Station Yorckstraße, wo der Bahnsteig der Linien S 2 (Blankenfelde–Bernau) und S 25 (Teltow Stadt–Hennigsdorf) extrem schmal ist. Zwischen Abfertigungsgebäude und Bahnsteigkante bleibt auch hier wenig Raum. Schmal ist zudem die Mitte der in den achtziger Jahren gebauten Behelfstreppe zu dem provisorischen Steg über der Yorckstraße, der S- und U-Bahnhof verbindet. Bereits 2007 hatte die Bahn Pläne für den Bahnhofsumbau mit einem dann auch breiteren Bahnsteig vorgestellt. Jetzt soll die konkrete Planung erst etwa 2015 beginnen; vor 2020 wird sich hier nicht viel ändern. Denn dann muss die Bahn ihre Brücken sanieren, was sie an den Umbau des Bahnhofs koppeln will.

Enge Stellen gibt es auch auf dem erst 2006 eröffneten Hauptbahnhof. Auf den oberen Bahnsteigen ist nur wenig Platz zwischen Bahnsteigkante, den Brüstungen bei den Treppenanlagen und der großen Öffnung für den Lichteinfall ins Untergeschoss. Wenn dort Fahrgäste stehen oder sitzen, bleibt nur ein schmaler Streifen direkt neben dem Gleis frei; Rollstuhlfahrer finden oft gar keinen Weg mehr.

Damit nicht genug: Am S-Bahnsteig haben die Planer ausgerechnet an den schmalsten Stellen Werbetafeln und Fahrscheinautomaten aufgestellt – damit’s noch enger wird.

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