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© Kai-Uwe Heinrich

Besserer Schutz: Senat will Sicherheit für Fußgänger verbessern

Es tut sich was für die schwächsten Verkehrsteilnehmer: die Fußgänger. Der Senat plant eine Reihe von Verbesserungen, um deren Sicherheit zu erhöhen. So soll es breitere Gehwege geben, längere Grünphasen an Ampeln - und neue Tempo-30-Zonen.

Angesichts der vielen im Straßenverkehr getöteten Fußgänger will die Verkehrsverwaltung diese „Risikogruppe“ besser schützen. Im Jahr 2010 soll eine „Fußverkehrsstrategie“ vom Senat beschlossen werden. Vor wenigen Tagen wurde ein privates Planungsbüro damit beauftragt, diese Studie zu erstellen. Dies sagte der für Straßenverkehr in der Verkehrsverwaltung zuständige Referatsleiter Heribert Guggenthaler dem Tagesspiegel. In den vergangenen Jahren war jedes zweite bis jedes dritte Unfallopfer zu Fuß unterwegs gewesen, heißt es in den Unfallbilanzen der Polizei. Auch in diesem Jahr waren 26 von 51 Verkehrstoten zu Fuß verunglückt. Wie Radfahrer gelten Fußgänger deshalb seit Jahren bei der Polizei als „Risikogruppe“. Gefährdet seien vor allem ältere Menschen und Kinder.

Das nun beauftragte Planungsbüro „Spath + Nagel“ soll in den kommenden zwei Jahren nicht nur Gefahrenstellen analysieren, sondern auch zehn Modellprojekte entwerfen, die später berlinweit als Vorbild dienen sollen. Um Ideen zu sammeln, ist das Büro beauftragt, sich in mindestens sechs europäischen Städten, darunter Zürich und London, umzusehen. Zu den geplanten Projekten gehört auch die Umgestaltung von Geschäftsstraßen, um Fußgängern mehr Platz zu schaffen und ihre Sicherheit zu erhöhen. Zugleich sollen dort Fahrspuren reduziert und Tempo-30-Zonen eingerichtet werden. An Hauptverkehrsstraßen sollen Fußgänger längere Grünphasen erhalten, um Straßen ohne Zwischenstation auf der Mittelinsel überqueren zu können. Gerade bei Ampeln und Mittelinseln „hat Berlin viele Defizite“, sagte Guggenthaler. In Wien zum Beispiel werde Fußgängern durch Blinken des roten Ampellichtes signalisiert, dass ihnen von Autofahrern noch keine Gefahr droht, weil der Querverkehr noch Rot hat. Dieses Blinken ist nach der deutschen Straßenverkehrsordnung (StVO) verboten, für Modellprojekte kann jedoch von der StVO abgewichen werden. Ein Blinken würde vor allem Kindern und Rentnern ein größeres Sicherheitsgefühl geben. Derzeit springt die Ampel meist bereits von Grün auf Rot, wenn die Straße noch nicht einmal zur Hälfte überquert ist – und verunsichert Schwächere.

Zwei Millionen Euro sollen in den nächsten zwei Jahren für die Fußgänger- Modellprojekte zur Verfügung stehen. Eine weitere Million gibt es derzeit jährlich für bessere Fußgängerüberwege.

Vorbild für das neue Programm ist die Radverkehrsstrategie, die 2004 beschlossen wurde – und die aus Sicht des Senats und des Fahrradclubs ADFC sehr erfolgreich ist. So stieg der Fahrradanteil am Gesamtverkehr deutlich auf derzeit zwölf Prozent. In der Innenstadt sind es sogar bis zu 25 Prozent. Die Zahl der getöteten Radfahrer blieb dennoch fast konstant.

Fußgänger profitieren aber auch von anderen Projekten des Senats. So werden im kommenden Jahr 2009 zunächst vier Geschäftsstraßen zu Lasten des Autoverkehrs umgebaut, um dort den Lärm zu verringern. In der Brandenburgischen Straße (Wilmersdorf), der Drontheimer Straße und der Prinzenallee (Wedding) sowie der Dudenstraße (Kreuzberg) entfällt jeweils eine Autospur zugunsten einer Radspur. Neue Mittelinseln sollen Fußgängern das Überqueren der breiten Straßen erleichtern.

Auch auf vielen Gehwegen haben Fußgänger mehr Raum, weil für Radfahrer seit Jahren eigene Spuren auf der Straße markiert werden. Die Radwege auf dem Bürgersteig sollten für Autofahrer einst mehr Platz schaffen – die Folge waren jedoch ständige Konflikte zwischen Fußgängern und Radfahrern.

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