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Bremsprobleme: S-Bahn darf nur noch mit Tempo 60 fahren

Die S-Bahn wird jetzt noch unpünktlicher: Durch ein Problem mit den Bremsen dürfen die Züge nur noch bis 60 km/h beschleunigen. Fahrten fallen aus, Züge werden verkürzt.

Die tief in der Krise steckende S-Bahn hat ein weiteres Problem, das den Betrieb jetzt zusätzlich einschränkt. Die Bahnen dürfen nur noch auf höchstens 60 km/h beschleunigen, weil die Rohre, die beim Bremsen Sand auf die Schienen streuen, eingefroren sind und deshalb nicht funktionieren. Der Sand verstärkt durch die Reibung die Bremswirkung. Bereits 2006 war die Höchstgeschwindigkeit von 100 km/h auf 80 km/h reduziert worden, weil die Bremsanlage falsch ausgelegt war. Der geplante Umbau hat bis heute nicht stattgefunden.

Die Sandfallrohre können nach Angaben eines Sprechers nur in der Werkstatt aufgetaut werden, was während der routinemäßigen Wartung erfolgen soll; außerplanmäßige Fahrten in die Werkstatt würden den Fahrzeugbestand weiter reduzieren. Die S-Bahn will die Werkstattkapazitäten jetzt kurzfristig erweitern.

Am Freitag konnte die S-Bahn nach Angaben des Verkehrsverbundes Berlin-Brandenburg (VBB) von 434 Doppelwagen, die für den Notbetrieb erforderlich sind, den es vor den Schneefällen im Dezember gab, lediglich 377 einsetzen. Für einen Normalbetrieb wären sogar 562 Doppelwagen erforderlich.

Die Folge des Mangels: Fahrten fallen aus, Linien werden verkürzt, und die Züge, die noch fahren, haben häufig weniger Wagen als vorgesehen. Nur noch 79 Prozent der Züge seien 2010 pünktlich gewesen; gefordert sind 96 Prozent. Besserung ist nicht in Sicht, so lange nicht wenigstens die Sandfallrohre aufgetaut sind. So gehäuft wie jetzt seien die Probleme bisher nicht aufgetreten, hieß es bei der S-Bahn. Für die Zukunft will das Unternehmen ein Heizsystem für die Rohre einbauen lassen. Es soll Ende 2011 installiert werden, weil die Entwicklung noch nicht abgeschlossen sei. Ob die Rohre auch in der Vergangenheit einfroren, ist unklar. Möglicherweise fiel es nicht auf, weil weniger kontrolliert wurde als derzeit.

VBB-Chef Hans-Werner Franz forderte am Freitag erneut, Fahrgäste wegen der Einschränkungen nochmals zu entschädigen. Von der Bundesregierung verlangt er, beim Bahnkonzern endlich einzugreifen, um den Sparkurs bei der S-Bahn, der zu den Problemen geführt habe, zu beenden. Hier handele es sich um „selbstgemachte Mängel“. Dies gelte auch für die Information der Fahrgäste, wo sich ebenfalls nichts verbessert habe, obwohl die Defizite seit Jahren bekannt seien. Hier kündigte die S-Bahn gestern zusätzliches Servicepersonal auf Bahnhöfen an.

Erhebliche Probleme gibt es auch im Regionalverkehr der Bahn AG, wo nur noch 87 Prozent der Züge pünktlich seien, sagte Franz. Wetterbedingte Ausfälle von Fahrzeugen führen jetzt auch dort, wie berichtet, zu Zugausfällen.

Bei der S-Bahn kommen am Wochenende umfangreiche Einschränkungen durch Bauarbeiten hinzu. Auf dem Ostring fahren zwischen Schönhauser Allee und Storkower Straße sowie auf der S1 zwischen Oranienburg und Birkenwerder und der S 9 zwischen Adlershof und Schönefeld keine Züge, es gibt Ersatzverkehr mit Bussen. Zudem müssen am Sonntag die Fahrgäste zwischen Springpfuhl und Wartenberg auf Busse der BVG umsteigen. Außerdem gibt es auf mehreren Abschnitten des Netzes Pendelverkehr. Klaus Kurpjuweit

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