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© Davids

Deutsche Bahn: Einsteigen – um wieder auszusteigen

Chaos im Bahnverkehr: Im Fernverkehr der Bahn müssen Fahrgäste bis zum Frühjahr mit Einschränkungen rechnen. Am Wochenende mussten Fahrgäste überfüllte Züge wieder verlassen. ICE fahren weiter verkürzt.

Im Berlin-Verkehr ist vor allem die Strecke von Hamburg über Berlin und Leipzig nach München betroffen. Dort fahren in der Hauptverkehrszeit Züge weiter zum Teil nur mit der halben Länge, weil mehr Züge als geplant in die Werkstätten müssen. Erst am Wochenende mussten Fahrgäste auf der Fahrt nach Berlin in Leipzig wieder einen Zug verlassen, weil er so überfüllt war, dass er nicht losfahren durfte.

Als überfüllt gilt ein Zug, wenn die Zahl der zugelassenen Sitz- und Stehplätze um das Doppelte überschritten ist. Dann könne nicht gewährleistet sein, dass ein Arzt bei einem Notfall schnell den Patienten erreiche, sagte der Bahnsprecher. Ist der Zug zu mehr als 200 Prozent besetzt, darf er nicht abfahren; fällt die Überbesetzung geringer aus, muss das Tempo gedrosselt werden.

Bei den ICE-Zügen zwischen Hamburg und Berlin koppelt die Bahn in den nachfragestarken Zeiten zwei Einheiten zusammen. Gibt es zu wenig Züge, fahren diese aber nur einteilig; damit fehlt auf einen Schlag die Hälfe der üblichen Kapazität. Dieses Problem hatte es auch auf den Strecken Richtung Köln gegeben; seit der vergangenen Woche seien die Züge hier aber wieder mit der üblichen Länge unterwegs, so dass die Doppeleinheiten wie geplant in Hamm getrennt oder vereint werden können.

Die Bahn versuche, das Reservierungssystem so zu steuern, dass feste Plätze nur für einen einteiligen Zug gebucht werden können, auch wenn fahrplanmäßig zwei Einheiten unterwegs sein sollten, sagte der Sprecher weiter.

Dass der ICE am Wochenende in Leipzig so überfüllt war, dass er nicht weiterfahren konnte, führt die Bahn darauf zurück, dass am Wochenende in Berlin die Ferien zu Ende gingen, während sie in Sachsen und Sachsen-Anhalt begonnen hatten. Dies habe man zwar auch bei der Bahn gewusst, es habe aber keine Möglichkeit gegeben, den Zug zu verstärken. Die ICE-Züge sind als feste Einheit miteinander verbunden; einzelne Wagen anzuhängen, ist nicht möglich.

Die Bahn führt den Zugmangel auf den Winter zurück, der mit eisigen Temperaturen und Schnee zu häufigeren Ausfällen führe als im Sommer. Abfallende Eisklumpen schleudern zudem häufig Schotter, falls dieser nicht festgefroren ist, gegen den Unterboden der Züge und beschädigen dort unter anderem Teile der Elektronik. Zudem gibt es in den Werkstätten einen Stau, weil die Züge nach einem Achsbruch an einem ICE vor eineinhalb Jahren häufiger untersucht werden müssen, bis neu entwickelte Achsen eingebaut sind.

Um Schäden durch aufgewirbelten Schotter zu vermeiden, dürfen die Züge derzeit auf den mit viel Geld gebauten Hochgeschwindigkeitsstrecken nur noch maximal mit Tempo 200 fahren. Im Berlin-Verkehr sind sonst Richtung Hamburg 230 km/h und gen Hannover sogar 250 km/h zugelassen. Das reduzierte Tempo führe aber nur zu Verspätungen „im Minutenbereich“, sagte der Bahnsprecher. In den Fahrplänen sei nämlich auch eine Reserve für Bauarbeiten eingebaut – und gebaut werde derzeit ja nicht.

Regelmäßige Bahnfahrer zwischen Berlin und Hamburg erfahren allerdings nicht, wenn Züge nur mit halber Länge fahren und deshalb überfüllt sind. Auch auf dieser Strecke mussten Fahrgäste schon zwangsweise aussteigen; sonst hätten die Bahnmitarbeiter den Zug nicht weiterfahren lassen. Zudem fallen nach Angaben von Kunden gerade auf dieser Strecke Züge besonders häufig aus.

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