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Lokführer: Fahrplan für den Streik bleibt geheim

Die Lokführergewerkschaft GDL bleibt bei ihrer Taktik und informiert nur kurzfristig über einen Ausstand. Am Mittwoch im morgendlichen Berufsverkehr wird es voraussichtlich keinen Streik geben.

Die Lokführergewerkschaft GDL bleibt bei ihrer Taktik: Wann und wo keine Züge fahren sollen, will sie weiter erst rund zwölf Stunden vor der Wiederaufnahme der Streiks mitteilen. Bahnkunden und Pendler bleiben also zumindest am heutigen Mittwochmorgen voraussichtlich erstmal von einem Lokführerstreik verschont, da die GDL bis Dienstagabend 21.30 Uhr keinen Streik ankündigte.

Wer jedoch eine Reise plant, bleibt im Ungewissen. Die GDL hatte zwar angekündigt, dass sich ihre Aktionen zunächst auf den Güterverkehr konzentrieren sollen; doch auch Personenzüge werden wohl einbezogen. Und auch die S-Bahn kann es treffen, die zuletzt bei den Warnstreiks nicht einbezogen worden war.

Beim ersten, zweistündigen Ausstand dieses Jahr am 22. Februar ruhte der S-Bahn-Verkehr jedoch nahezu vollständig. Damit ist auch bei einem neuen Streik für einen einheitlichen Branchentarifvertrag zu rechnen, für den der GDL zufolge 94 Prozent ihrer Mitglieder gestimmt hatten. Wie bei den folgenden Warnstreiks fuhren allerdings einige Züge weiter – manchmal sogar exakt nach Fahrplan.

Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) können ihr Angebot als S-Bahn-Ersatz kaum erweitern. Zuletzt setzte die BVG U-Bahnen mit mehr Wagen als üblich ein. Busse als Ersatz kann sie nicht bereitstellen, dazu fehlen ihr Fahrzeuge. Die BVG musste selbst schon Busse mieten. Durch die kurzfristige Information hatte es bei den Streikaktionen vor allem im Fernverkehr viele Kunden gegeben, die ahnungslos zum Bahnhof gekommen waren. Bei den Warnstreiks war allerdings klar, dass sie nach zwei oder drei Stunden enden würden. Nach der Urabstimmung kann nun aber unbefristet die Arbeit niedergelegt werden.

Anders als im Warnstreik erhalten die Streikenden dann Geld aus der Gewerkschaftskasse. Lokführer sind gut organisiert, rund 70 Prozent dürften bundesweit der GDL angehören, wenn auch nicht bei kleineren Regionalbahnen im Berliner Umland. Jedes Mitglied zahlt zwischen 0,5 und ein Prozent des monatlichen Bruttoeinkommens an die Gewerkschaft – was üblich ist.

Kürzlich hatten sich zahlreiche Verbände kritisch zum Arbeitskampf der Zugführer geäußert. Solidaritätsbekundungen kamen aus der Linkspartei, aber auch aus anderen Parteien war nicht nur Unverständnis über die harte Linie der GDL zu hören, sondern auch Kritik an den Bahnen: GDL-Bundeschef Claus Weselsky selbst ist vor wenigen Jahren der CDU beigetreten, der schon sein langjähriger Vorgänger und heutiger Ehrenvorsitzender Manfred Schell angehört.

Bei der konkurrierenden Eisenbahnergewerkschaft EVG ist man jedoch verärgert. Die EVG hatte kürzlich einen Tarifvertrag für alle Beschäftigten der Branche abgeschlossen, die GDL erkennt ihn aber nicht an: vor allem für die Lokführer der schlechter zahlenden privaten Bahngesellschaften käme dabei zu wenig raus. Die EVG ist im Deutschen Gewerkschaftsbund DGB organisiert und lehnt den Alleinvertretungsanspruch der GDL für die Lokführer ab. Die kleinere GDL ist Teil des Beamtenbundes, ihre 500 Mitglieder etwa bei der S-Bahn sind vor allem schwer ersetzbare Fahrer. Die GDL hatte 2008 erstmals einen eigenen Loktarifvertrag bei der Bahn AG durchgesetzt.

Infos bei Streik gibt es von Bahn unter 08000 99 66 33, den Überblick über Behinderungen wegen Bauarbeiten auf Seite 13

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