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Kältewelle: Der Winter bringt Berlin ins Schlittern

Viele Berliner sind am Dienstagmorgen zu spät zur Arbeit gekommen. Der Grund: Eingefrorene S-Bahn-Züge auf allen Linien. Außerdem gab es Stau auf den Straßen und viele Verkehrsunfälle.

In der Nacht zum Montag fielen gut zehn Zentimeter Schnee – die Folgen für den Straßenverkehr zeigten sich im Laufe des Tages. Es gab zahlreiche Unfälle und viele Verspätungen im Nahverkehr. Dabei war es am Morgen noch relativ ruhig gewesen: 35 Unfälle registrierte die Polizei im Berufsverkehr. „Das sind nicht mehr als sonst“, sagte Polizeisprecher Bernhard Schodrowski. Auf den Straßen ging es langsamer voran als sonst, aber es rollte. Wirklich langwierig war morgens eher der Weg zum Kindergarten oder in die Schule, wie Eltern feststellten: So wunderbaren Pulverschnee hatten ihre Sprösslinge noch nicht oft erlebt. Allerdings krachte es ab Mittag deutlich öfter. Von 328 Unfällen zwischen 12 und 18 Uhr „waren sicher einige glättebedingt“, sagte Schodrowski. Beim schwersten Unfall fuhr ein BMW-Fahrer auf der glatten Französischen Straße eine 86-Jährige an. Die Frau erlitt einen Unterschenkelbruch.

Die Straßenverkehrsordnung schreibt für Autos eine für das jeweilige Wetter „geeignete Bereifung“ vor. Das heißt: Wer auf verschneiter Straße mit Sommerreifen hängen bleibt, kann bestraft werden. Und wer bei diesem Wetter mit Sommerreifen einen Unfall hat, bleibt – ungeachtet von Ursache und Schuldfrage – in der Regel auf einem Teil des Schadens sitzen.

Die BSR war schon seit der Nacht auf den Straßen unterwegs. Sie schob entweder den Schnee nur beiseite oder streute auf den Hauptstraßen Feuchtsalz, um den Schnee aufzutauen. Splitt wird nach Auskunft von BSR-Sprecher Bernd Müller nur auf Fußgängerwegen verwendet.

Verspätungen gab es im Nahverkehr. Solange die Stadtreinigung noch nicht aktiv war, kamen die Busse der BVG vor allem in den Außenbezirken nur langsam voran. Bis zu 30 Minuten mussten Fahrgäste nach Angaben von BVG-Sprecherin Petra Reetz warten. Auch die S-Bahnen verspäteten sich um bis zu eine halbe Stunde am Dienstagmorgen. Der Grund: Eingefrorene Bauteile an den S-Bahn-Zügen. Daher seien auf allen Linien Züge liegen geblieben, sagte S-Bahn-Sprecher Ingo Priegnitz. Weichen seien aber nicht eingefroren.

"Die Züge sind rollende Computer, wenn da nur eine Komponente nicht stimmt, fallen sie aus", sagte Priegnitz. Die S-Bahnen, die trotz der Kälte fuhren, brauchten länger als sonst. Die Fahrer könnten nicht so stark beschleunigen, die Bremswege seien länger. Priegnitz: "Die Sicherheit der Fahrgäste hat oberste Priorität."neues Feature bei tagesspiegel.de: Es gibt eine Vorschau für Fotostrecken in Artikeln. Wie? Folgenden Code an gewünschte Stelle setzen und die beiden Zahlen mit der ID der Fotostrecke austauschen:

In den nächsten Tagen soll es richtig bitterkalt werden, mit Nachttemperaturen von minus 15 Grad. „Für den Stadtrand würde ich auch minus 20 Grad nicht ausschließen“, sagte Norbert Becker-Flügel von Meteogroup. Deswegen hat die BVG die erwärmten Stationen Frankfurter Tor, Schönleinstraße und Hansaplatz geöffnet, damit dort Obdachlose übernachten können.

Die Kälte schade auch den Schienen nicht, hieß es bei BVG und S-Bahn. Probleme gebe es nur bei einem großen Temperaturwechsel in einer kurzen Zeit. Weichen sind meist beheizt. Auch die Wasserbetriebe fürchten sich nicht vor dem Frost. Die Rohre seien nach DIN-Vorgaben 1,50 Meter tief im Boden verbuddelt, sagte der Sprecher der Wasserbetriebe, Stephan Natz. In der Innenstadt hat sich noch kaum Eis auf den Flüssen und Kanälen gebildet. Außerhalb der Stadt sind Eisbrecher unterwegs. Einen problemlosen Flugbetrieb meldeten auch die Berliner Flughäfen. Dass Air Berlin Flüge von und nach Düsseldorf streichen musste, lag am dortigen Flughafen, der drei Stunden wegen heftigen Schneefalls gesperrt war. Von der Kälte profitieren Energieversorger wie die Gasag, die nach Auskunft ihres Sprechers bei minus zehn Grad rund eineinhalb Mal so viel Erdgas in die Leitungen pumpt wie bei null.

Den Pflanzen schadet die Kälte nicht, im Gegenteil: „Die Eier der Fichtenröhrenlaus vertragen so strengen Frost nicht“, sagt Holger Schmidt vom Pflanzenschutzamt. Dagegen sind die Kastanienmotten gegen Frost unempfindlich. Sie kann erst ein feuchtkaltes Frühjahr bremsen.

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