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Luftverkehr: Hauptstadtflughafen soll wie geplant eröffnen

Der Bau des Großflughafens Berlin Brandenburg wird neu ausgeschrieben. Der Grund: Die bisherigen Angebote für diesen Bauabschnitt lagen erheblich über den vorgesehenen Kosten. Trotzdem soll der Flughafen pünktlich im Oktober 2011 eröffnet werden.

Während die CDU-Fraktion den Vorgang als einen "enormen Skandal" bezeichnete, sehen Grüne und Linke in der Neuausschreibung eine Chance zur Reduzierung der Kosten. Der Bauindustrieverband Berlin-Brandenburg e. V. warnte dagegen davor, durch unrealistische Kostenschätzungen die Zukunft der Flughafenregion zu gefährden. Die Fachgemeinschaft Bau Berlin und Brandenburg sieht in der neuen Ausschreibung die Interessen des Mittelstands der Region besser gewahrt.

Der Aufsichtsrat der Flughafen Berlin Schönefeld GmbH habe in einer außerordentlichen Sitzung beschlossen, das laufende Verfahren wegen Unwirtschaftlichkeit der Angebote von vier Generalunternehmen aufzuheben, sagte Berlins Regierender Bürgermeister und Aufsichtsratschef Klaus Wowereit (SPD). Die im Preis auffällig nahe beieinanderliegenden Angebote zum Terminal-Bau hätten die von der Flughafengesellschaft kalkulierten Kosten von 620 Millionen Euro um mehr als 70 Prozent übertroffen.

Bauaufträge werden in kleineren Paketen vergeben

Die Bauleistungen inklusive Fluggastbrücken und Gepäckförderband würden nun voraussichtlich in sieben Paketen ausgeschrieben, fügte Wowereit hinzu. Der Berliner Regierungschef und Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) zeigten sich davon überzeugt, dass der Zeitplan zur Errichtung des BBI von der neuen Ausschreibung unberührt bleibt. Auch der Kostenplan für das Terminal könne nun eingehalten werden, unterstrich Wowereit. Platzeck ergänzte: "Wir sind sicher, dass wir nun die bessere Entscheidung getroffen haben." Nach den Worten von BBI-Technikchef Thomas Weyer wird die Flughafengesellschaft nun die Steuerung des Projekts übernehmen. Voraussichtlich würden 30 Ingenieure eingestellt. Möglich sei es aber auch, externe Ingenieur-Büros hinzuzuziehen. Der Rohbau des BBI-Terminals werde planmäßig Mitte 2008 beginnen, betonte Weyer.

Nach den Worten des Hauptgeschäftsführers des Bauindustrieverbands Berlin-Brandenburg, Axel Wunschel, müsse alles getan werden, um eine drohende Verzögerung des Baus des Flughafens BBI zu verhindern. "Wenn der Aufsichtsrat der Flughafengesellschaft jetzt über steigende Kosten für den Bau des Terminal erschrocken ist, so muss er sich fragen lassen, ob bei der Ausschreibung für dieses Projekt nicht von vornherein mit zu niedrigen Kosten kalkuliert wurde."

Nach Auffassung der Fachgemeinschaft Bau Berlin und Brandenburg hätte die frühzeitige Einbeziehung des Mittelstands in die Terminal-Ausschreibung ein "Kostendesaster" verhindert. "Nur durch kleinere Lose kann der notwendige Wettbewerb entstehen, der dann günstigere Angebote zur Folge hat", erklärte Hauptgeschäftsführer Wolf Burkhard Wenkel.

Pflüger befürchtet Verzögerungen, Linke freut das Sparen

CDU-Fraktionschef Friedbert Pflüger rechnete damit, dass sich durch die Teminal-Neuausschreibung die Fertigstellung des Großflughafens verzögere. Nun sei es um so wichtiger, dass der Flughafen Tempelhof länger geöffnet bleibe, als geplant. Der Senat will Tempelhof im Oktober 2008 schließen. Linksfraktionschefin Carola Bluhm hat dagegen "keine Sorgen", dass der Zeitplan für den Bau des BBI "aus den Fugen gerät". Die Neuausschreibung zur Kostenersparnis halte sie grundsätzlich für richtig. Auch die verkehrspolitische Sprecherin der Grünen, Claudia Hämmerlin, begrüßte die Entscheidung des Aufsichtsrats als unterstützenswerten Versuch, die Kosten des BBI-Terminals zu minimieren.

Fachleute verweisen auf die rechtlichen Probleme einer Neuausschreibung. Die bisherigen Anbieter könnten dagegen klagen - auch auf Erstattung ihrer Vorlaufkosten. So müsse man damit rechnen, dass jedem Konsortium, darunter Hochtief, Planungskosten von etwa 1,2 Millionen Euro entstanden seien. Experten zweifeln auch daran, dass die staatlichen Bauabteilungen in Berlin und Brandenburg personell in der Lage seien, die Neuausschreibung zu schultern. (Tsp mit ddp)

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