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Nahverkehr: Fünf Millionen weg: Senat bestraft S-Bahn

Die Berliner Landesregierung kürzt den Zuschuss für die S-Bahn wegen der Unpünktlichkeit während der Kältewelle. Der Verkehrsverbund spricht von Versagen.

Berlin - Deutliche Worte: „Versagen“ wirft der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) der Geschäftsführung der S-Bahn vor. Die erheblichen Zugausfälle bei den Frosttagen Anfang des Jahres seien nicht auf die kalten Temperaturen, sondern auf Personal- und Fahrzeugmangel zurückzuführen, sagte VBB-Chef Hans-Werner Franz am Montag im Verkehrsausschuss des Parlaments. Bereits im vergangenen Jahr war die Pünktlichkeitsrate der S-Bahn gesunken. Das Unternehmen erhält deshalb für 2008 fünf Millionen Euro weniger vom Senat als vereinbart. S-Bahn-Chef Tobias Heinemann wies die Kritik zurück.

Er gab aber auch zu, dass es Fehler im Unternehmen gegeben habe; konkreter wurde er jedoch nicht. Seine Erklärung, die Zugausfälle – zum Teil waren nur 25,5 Prozent der Bahnen pünktlich – seien vor allem auf die außergewöhnlich niedrigen Temperaturen um minus 20 Grad zurückzuführen, nahmen ihm auch die Abgeordneten nicht ab.

Auch der Netzbereich der Bahn, der für die Signale zuständig ist, führt den hohen Ausfall dort auf die niedrigen Temperaturen zurück. Insider dagegen bemängeln, dass auch im Netz gespart werde, um die Bilanz zu verbessern.

Der Betriebsratsvorsitzende Heiner Wegner wies erneut darauf hin, dass Mitarbeiter bereits auf einer Betriebsversammlung im Dezember vor einer unzureichenden Wintervorbereitung gewarnt hätten, weil das Unternehmen zu viele Stellen gestrichen habe. 2006 hatte die S-Bahn noch 3766 Beschäftigte, jetzt sind es nur noch 2885.

Die Zahl der Passagiere ist dabei gestiegen – im vergangenen Jahr auf den Rekordwert von 388 Millionen. Weil die S-Bahn sich aber auch von Fahrzeugen getrennt hat, finden die Fahrgäste oft kaum noch Platz, da kürzere Züge eingesetzt werden – unter anderem auch auf der nachfragestarken Ringbahn.

Kein Verständnis hatte Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) für das Versprechen Heinemanns, man werde „prüfen“, ob die Zahl der eingesetzten Wage noch reiche. „Die Probleme sind bekannt“, sagte Junge-Reyer. Nicht einverstanden sind sie und VBB-Chef Franz zudem damit, dass die S-Bahn nach wie vor die Zufriedenheit der Kunden selbst ermitteln lässt. Denn fällt die Note schlechter als 2,6 aus, gibt es ebenfalls weniger Geld. Und genau bei 2,6 sei die S-Bahn zuletzt gelandet, sagte Franz.

Nach den Ausfällen und Verspätungen Anfang dieses Jahres erhalte die S-Bahn auch 2009 weniger Geld, kündigte Franz an. Junge-Reyer lässt derzeit prüfen, ob das bei der S-Bahn gesparte Geld für den behindertengerechten Ausbau bei der BVG verwendet werden kann. Ziel müsse aber sein, dass die S-Bahn ihre Leistung zu 100 Prozent erfülle, was nach Ansicht von Franz nur mit mehr Personal und mehr Fahrzeugen möglich ist.

Oberstes Ziel der S-Bahn sei es aber leider, Gewinn zu machen, sagte Franz. 2007 hat sie 34 Millionen Euro an ihre Mutter Bahn AG überwiesen; im vergangenen Jahr könnte es nach Tagesspiegel- Informationen noch mehr gewesen sein.

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