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Nato-Gipfel: Schnelle Sperrungen überfordern die Staumelder

Auch am Freitag waren viele Straßen im Zentrum dicht. Nun soll ein Warnsystem ausgebaut werden, damit es beim nächsten Nato-Gipfel besser klappt.

Zwei Tage lang sind die Autofahrer in den Staus verzweifelt – immerhin, es gibt Hoffnung, dass es beim nächsten Nato-Gipfel besser klappen könnte: Die Verkehrsinformationszentrale (VMZ) hat angekündigt, dass ihr System jetzt ausgebaut werden soll. Während der Außenminister-Tagung war es Autofahrern unmöglich, sich über Staufallen im Zentrum zu informieren, da selbst die hoch subventionierte VMZ auf ihrer Internetseite keinen aktuellen Überblick bieten konnte. Auch am Freitag hatten umfangreiche Straßensperrungen weitgehend zum Stillstand im Zentrum geführt.

Derzeit müssen die Staus aus den Meldungen der Detektoren an den Straßen errechnet werden. Dies sei vor allem problematisch, wenn die Zähler weit auseinander liegen, sagte der Sprecher. Die „Verkehrslageberechnung“, die alle 15 Minuten erfolge, basiere vor allem auf vorher bekannten Einschränkungen des Verkehrs – wie etwa Baustellen. Kurzfristige Sperrungen wie jetzt bei der Nato-Tagung könnten dagegen noch nicht berücksichtigt werden.

Die seit Anfang des Jahres neu organisierte ehemalige Verkehrsmanagementzentrale habe vom Senat den Auftrag erhalten, das System auszubauen, so dass auch die aktuelle Verkehrslage angegeben werden könne, sagte ein Sprecher. Am Freitag meldete das System vor allem Staus auf der bestens mit Detektoren ausgestatteten Stadtautobahn, während für die verstopften Straßen im Zentrum „Freie Fahrt“ suggeriert wurde.

Angaben, dass am Donnerstag der Tiergartentunnel stundenlang gesperrt worden war, weil die Kameras wegen eines Defekts unerlaubt Bilder aufgezeichnet hätten, wurden am Freitag von der Stadtentwicklungsverwaltung korrigiert. Es habe keine unzulässige Aufzeichnung gegeben, vielmehr hätten die Bilder der über hundert Kameras nicht gespeichert werden können. Gesperrt habe man den Tunnel aber wegen des hohen Verkehrsaufkommens. Dies sei üblich, um Staus in den Röhren zu vermeiden.

Nach Angaben der Polizei waren an den Tagen des Nato-Gipfels bis zu 3000 Beamte im Einsatz, davon etwa 1650 aus anderen Bundesländern. Über die Kosten des Einsatzes, der aus dem Polizeihaushalt finanziert wird, könne man noch keine verlässlichen Angaben machen, erklärte ein Sprecher. Nachdem Passanten wiederholt in Straßen geschickt worden waren, die dann ein Stück weiter doch gesperrt waren, wies der Polizeisprecher Koordinierungsprobleme zwischen den eingesetzten Beamten zurück. Die massiven Sperrungen seien „unumgänglich“ gewesen, da im Stadtgebiet nicht weniger als 60 Delegationen mit zum Teil gefährdeten Personen unterwegs waren. Aus Sicherheitsgründen durften die genauen Routen und Zeiten nicht bekannt gegeben werden.

Die Berliner Polizei verfügt über große Erfahrungen bei politischen Großeinsätzen, könne aber aufgrund der immer dünner werdenden Personaldecke zum Teil selbst Zweitliga-Fußballspiele nicht ohne Verstärkung aus anderen Bundesländern bewältigen, sagte der Sprecher der Gewerkschaft der Polizei, Klaus Eisenreich. Er kritisierte ferner, dass die 60 Millionen Euro, die Berlin jährlich vom Bund für hauptstadtbedingte Sicherheitsaufgaben erhält, im Landeshaushalt versickerten, statt in die Polizei zu fließen.

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