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Offensive: S-Bahn will mehr Service bieten

Die Verärgerung vieler S-Bahn-Fahrgäste hat endlich Folgen: Das Verkehrsunternehmen startet eine Service- und Sicherheitsoffensive. In 75 Punkten soll es Verbesserungen geben.

Die S-Bahn will wieder besser werden und ihre Fahrgäste noch mehr „begeistern“ – das kündigte S-Bahn-Chef Tobias Heinemann am Donnerstag an. Damit sich die Kunden auch nachts in der S-Bahn wohlerfühlen, will das Unternehmen unter anderem ein neues Sicherheitskonzept entwickeln. Weitere Einzelheiten nannte der S-Bahn-Chef noch nicht. Verbessern wolle die S-Bahn auch die Informationen für Fahrgäste. Pünktlicher seien die Züge schon geworden. Die Quote liege derzeit bei 97 Prozent; verlangt werden vom Senat im Verkehrsvertrag 96 Prozent.

Nach dem massenweisen Ausfall von Zügen und erheblichen Verspätungen in den Frosttagen im Januar hatte die S-Bahn eine „Qualitätsoffensive“ gestartet; intern „Projekt Squash“ genannt, was für S-Bahn-Qualitätssteigerung in der Hauptstadt stehen soll. Insgesamt 75 Punkte hat man gefunden, die sich verbessern lassen. Begonnen beim Fahrplan bis zu Informationen, den Betrieb und die Qualität. Unter anderem soll es in Zukunft bei Störungen Durchsagen in den Zügen und auf Bahnhöfen geben, kündigte Heinemann an. Und Züge sollen morgens grundsätzlich nass gereinigt werden, ehe sie die ersten Fahrgäste aufnehmen. Videokameras in den Zügen würden eingebaut, wenn der Betriebsrat hier zustimmen werde, sagte Heinemann weiter. Auch auf frostige Tage will sich der Verkehrsbetrieb besser vorbereiten. Mit neuen Kooperationspartnern, etwa in Seniorenheimen oder im Fahrradhandel, wolle das Unternehmen zudem den Fahrscheinverkauf steigern.

Noch nicht entschieden ist, ob die S-Bahn auf dem Ring wieder längere Züge fahren lassen wird. Statt mit den möglichen acht Wagen lässt die S-Bahn derzeit nur Züge mit sechs Wagen kreisen, weil die Zahl der Fahrgäste sehr unterschiedlich sei, sagte Heinemann. Im Südosten des Rings sei die Nachfrage sehr groß, im Nordwesten dagegen gering.

Für rund zwei Millionen Euro lässt die S-Bahn vier bereits ausrangierte sogenannte Viertelzüge der Baureihe 485 aus DDR-Produktion, die aus jeweils zwei Wagen bestehen, wieder in Gang setzen, um mehr Fahrzeuge einsetzen zu können. Abgestellt seien derzeit noch 37 Einheiten; anders als in der Vergangenheit sollen sie aber vorläufig nicht verschrottet werden.

Das Unternehmen habe sich in der Vergangenheit von zu vielen Zügen getrennt, sagte Betriebsratsschef Heiner Wegner. Heute fehlten deshalb Reserven, die für ein so verzweigtes Netz wie in Berlin erforderlich seien.

Das vergangene Jahr schloss das Unternehmen mit einem Gewinn in Höhe von insgesamt 56,3 Millionen Euro ab. Davon seien aber 25,7 Millionen Euro auf Sondereffekte wie aufgelöste Rücklagen zurückzuführen, sagte Finanzchef Thomas Prechtl. 2007 lag der Gewinn aus dem Betrieb bei 34,1 Millionen Euro. Ziel sei es, die Verschuldung in Höhe von einst 600 Millionen Euro bis 2013 auf fast Null zu senken. Sollte der Senat dann nämlich entscheiden, dass die S-Bahn-GmbH über 2017 hinaus als Betreiber des Netzes fungieren darf, müsste das Unternehmen auch neue Fahrzeuge kaufen, was die Verschuldung in die Höhe treiben würde. Klaus Kurpjuweit

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