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Der Bahnhof am Schönefelder Flughafen liegt schon im Tarifbereich C.

© Kai-Uwe Heinrich

Pro & Contra: Soll das Berliner Tarifgebiet größer werden?

Es gilt als ewiges Ärgernis: Kurz vor der Stadtgrenze ändert sich das Tarifgebiet und es wird teuer für den Einzelnen. Ein größeres Tarifgebiet müssten aber alle mitbezahlen. Ein Pro & Contra.

Pro

Eine Stadt wie Berlin ist ein organisches Gebilde. Sie wächst, weitet sich in manche Richtungen mehr aus als in andere und Einrichtungen von zentraler Bedeutung – vom Hauptbahnhof bis zum Flughafen – ändern im Laufe der Zeit ihren Standort. An diese Entwicklung muss sich ein öffentliches Verkehrssystem anpassen. Vieles, was für uns heute selbstverständlich zur City gehört – vom Bahnhof Zoo über den Ku’damm bis zum Olympiastadion und dem KaDeWe – lag bis vor 90 Jahren außerhalb der Stadt und war wegen unterschiedlicher Verkehrsunternehmen und Tarifsysteme nur kompliziert und teuer zu erreichen. Hätte man das so lassen sollen, unabhängig davon, dass die Stadt in der Realität zu einer Einheit zusammengewachsen ist? Natürlich nicht.

Genauso wenig sollten wir die einst auf Grundlage der alten Stadtgrenze definierten drei Tarifgebiete für alle Ewigkeit unangetastet lassen. Berlin hat sich über den offiziellen Stadtrand hinaus entwickelt, dort wohnen zunehmend Menschen, die sich als Berliner verstehen und hier ihren Lebensmittelpunkt haben. Dazu kommt der Fall des neuen Großflughafens, stolz „Hauptstadt-Airport“ genannt – wer mit öffentlichen Verkehrsmitteln dort hinwill, muss so viel bezahlen wie für einen Ausflug nach Bernau. Höchste Zeit, dass die VBB-Tarife der Realität angepasst werden. Lars von Törne

Contra

Wieso soll ich als Berliner für auswärtige Pendler und Touristen mitbezahlen? Natürlich wäre es schön, wenn ganz Brandenburg mit einem Fahrschein zu bereisen wäre. Aber das kostet, deshalb ist das ABC-Ticket ja auch deutlich teurer. Den meisten Kunden von BVG und S-Bahn reicht der günstigere AB-Fahrschein für das Berliner Stadtgebiet, weil sie dort wohnen oder arbeiten. Die Stadtgrenze ist auch die logische Tarifgrenze. Die Protestwelle dürfte gigantisch sein, wenn der AB-Preis steigen würde, damit Potsdam und Falkensee nach AB rutschen. Wer sein Häuschen in Babelsberg oder Birkenwerder gebaut hat, wusste, dass die Fahrt in die Stadt teurer ist.

Und mein Mitleid mit Touristen, die sich angeblich nicht informiert haben und dann erwischt werden, hält sich ebenfalls in Grenzen. Als Fremder muss ich immer nachfragen, was für ein Fahrschein erforderlich ist. In anderen europäischen Großstädten gibt es meist sogar viel mehr Tarifgrenzen und dadurch Komplikationen. Und natürlich fragen auch dort Kontrolleure nach dem Ticket. Erwischt werden in der S-Bahn kurz hinter der Stadtgrenze doch vor allem solche (Berliner) Fahrgäste, die sich sagen: Die eine Station kann ich doch mal schwarzfahren, um Geld zu sparen. Dass sich Kontrolleure dort besonders gerne postieren, ist kein Wunder. Jörn Hasselmann

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