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Pro & Contra: Umleitung von Flugrouten

Ralf Schönball und Stephan Wiehler über das Für und Wider der geplanten Flugrouten des neuen Großflughafens.

Pro:

Niemand braucht dieses Risiko, dass Düsenmaschinen vom Großflughafen Schönefeld aus über die Stadt fliegen. Hunderttausende würden zudem um ihren Schlaf gebracht. Es gibt bessere Alternativen. Zunächst wurde zwar behauptet, die Flugzeuge sollten den kürzesten Weg zum Ziel suchen, schon der Kosten wegen. Aber davon wollen nicht einmal die Fluggesellschaften etwas wissen: Die Lufthansa ließ verlauten, man habe nichts dagegen, Berlin zu umfliegen. Die kürzeste Strecke zwischen A und B hat auch nicht den größten Einfluss auf den Kerosinverbrauch, sondern die Art und Weise wie Flugzeuge die Winde nutzen. Auch anderswo wird so mancher Umweg in Kauf genommen. Wenn aber die Fluglinien selbst nicht um jeden Preis an den gegenwärtigen Plänen festhalten, warum dann Einwohner ohne Not belasten? Hunderttausende im Süden und in der Mitte Berlins müssten Fluglärm ertragen. Zwar versichern die Planer, die Maschinen würden Teile der Stadt nur in großer Höhe überfliegen. Medizinische Forschungen in ähnlich betroffenen Regionen ergaben aber, dass Düsentriebwerke selbst dann als störend empfunden werden. Wenn schließlich der Ausbau von Schönefeld zum überregionalen Luftdrehkreuz noch Wirklichkeit wird und das Nachtflugverbot Schritt für Schritt fällt, kann Berlin getrost den New-York-Slogan übernehmen: Die Stadt, die niemals schläft. Ralf Schönball

Contra:

Lange wurde über den Standort für den neuen Großflughafen gestritten. Die Entscheidung für Schönefeld liegt bald 15 Jahre zurück, und die Berliner werden die Nähe zur Stadt wegen der kurzen Wege schnell schätzen lernen. Dass Flugzeuge, die dort starten und landen werden, dazu durch die Luft müssen, scheint den meisten aber merkwürdigerweise erst jetzt bewusst zu werden. Während die Anrainer des Flughafens besonders im Südosten der Stadt sich längst haben ausrechnen können, was auf sie zukommt (in Teilen Köpenicks reicht dafür ein Blick auf die Entwicklung der Immobilienpreise), regt sich nun auch Widerstand, weil die Maschinen zum Teil über Innenstadtbezirke fliegen sollen. In diesen Gebieten beträgt ihre Flughöhe allerdings mehrere tausend Meter, so dass am Boden keinerlei Düsenlärm zu hören sein wird. Eine Umleitung der Flüge um das Stadtgebiet herum würde dagegen die An- und Abflugzeiten verlängern, den Flugverkehr verteuern und die Umwelt zusätzlich belasten – und das ohne vernünftigen Grund. Die von der Flugsicherung vorgeschlagenen Routen entlasten dagegen besonders die Bewohner der stark von Fluglärm betroffenen Umlandgemeinden – und vermindern den CO2-Ausstoß. Übrigens: Eine bessere Tourismuswerbung als seinen Gästen im Landeanflug einen Blick auf die Stadt der Luftbrücke zu bieten, kann Berlin doch gar nicht haben. Stephan Wiehler

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