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Tempelhof: Kein Platz für eine Klinik - aber für Schafe

Der neue Flächennutzungsplan für den Flughafen Tempelhof liegt aus. 220 Hektar sollen demnach für Erholung, Sport und Landschaftsschutz übrig bleiben - eine Fläche größer als der Tiergarten.

Die Schafe können kommen. Planungstechnisch steht ihnen der Flughafen Tempelhof jetzt weit offen. Das liegt am neuen Flächennutzungsplan (FNP), vor allem aber am Symbol „Feld, Flur und Wiese“, ein Kreis mit vielen Punkten, der jetzt mitten auf dem Geländequerschnitt prangt. Das Symbol ersetzt den Kreis mit nur drei Punkten auf dem alten FNP von 1994; der bedeutete: Parkanlage (ohne Schafe).

Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung hat in ihrer Zentrale am Bärenzwinger (Am Köllnischen Park 3) eine Ausstellung zur Nachnutzung des 386 Hektar großen Zentralflughafens Geländes aufgebaut. Konkret geht es um die öffentliche Auslegung des geänderten Flächennutzungsplanes, denn – obwohl das Nutzungskonzept längst ein großes „Wiesenmeer“ mit Randbebauung vorsah – gilt immer noch der alte Plan von 1994 mit einer Dominanz der bebaubaren Fläche.

Jetzt wird zum ersten Mal festgeschrieben, dass rund 220 Hektar für Erholung, Sport und Landschaftsschutz offen bleiben sollen. Zum Vergleich: Der Große Tiergarten hat 210 Hektar Fläche. Das „Wiesenmeer“ wird allerdings von den bisherigen Landebahnen durchzogen und vom bestehenden Rundweg begrenzt. Die Asphaltbahnen könnten später zum Skaten und Radfahren genutzt werden.

Im Randbereich sind vier Stadtquartiere vorgesehen: Im Norden (Columbiadamm) und Osten (Schillerpromenade) ist vor allem Wohnen geplant, im Westen (Tempelhofer Damm) und Süden Gewerbe und Dienstleistung. Das Flughafengebäude hatte im alten FNP das Nutzungssysmbol „Verwaltung“, jetzt prangen zusätzlich „Kultur“ und „Sicherheit und Ordnung“ auf dem Areal. Das passt zur Idee des Studios Babelsberg, die riesigen Hangars als Filmstudios zu nutzen. Ein Krankenhaus-Symbol fehlt – damit ist der Klinik-Investor Lauder planungstechnisch chancenlos. Der Senat möchte generell Firmen aus der Kreativ- und Medienwirtschaft anlocken. Als Arbeitstitel für die spätere Nutzung schlagen die Planer „Tempelhofer Forum“ vor – kurz: THF. Demnächst soll im Internet ein Interessenbekundungsverfahren starten, damit internationale Investoren aufmerksam werden. Die Berliner sollen sich im Herbst an einem Ideenwettbewerb beteiligen.

Für die Wohnquartiere sind relativ lockere Bebauungen vorgesehen – eher in Richtung vorstädtischer Reihenhaussiedlungen mit Gärten. Die klassische Blockrandbebauung mit Hinterhöfen ist weitgehend ausgeschlossen. Senatsbaudirektorin Regula Lüscher will eine Internationale Bauausstellung organisieren. Auch eine Internationale Gartenbauausstellung ist für die Freifläche im Gespräch.

Der aktuelle Flächennutzungsplan ist „durchaus umweltfreundlich“, sagt Birgit König, die für den Landschaftsschutz zuständig ist, sich also um den „Kühlschrankeffekt“ des Geländes und den Schutz von Biotopen sorgt. Die Planer erwarten deswegen nicht nur – wie üblich – Eingaben von Kleingärtnern und Bürgerinitiativen, die für den Erhalt von Freiflächen kämpfen, sondern auch von professionellen Stadtentwicklern, die das innerstädtische Wiesenmeer gerne mit Stadtvillen füllen würden.Thomas Loy

Die Pläne liegen bis zum 6. Oktober wochentags von 8 – 16 Uhr aus. Vorschläge kann jeder in den Briefkasten in der Ausstellung werfen oder im Internet hinterlassen: www.stadtentwicklung.berlin.de/planen/fnp/de/buergerbeteiligung

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