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Verkehrsprognose: Die Radler hängen alle ab

Die Verkehrsprognose für das Jahr 2025 könnte überraschen: Weniger Autoverkehr, weniger Fußgänger. Bei Bus und Bahn droht die Stagnation. Dafür soll es deutlich mehr Fahrradfahrer geben.

Autofahren könnte in Berlin künftig etwas mehr Spaß machen als bisher, die Parkplatzsuche dagegen ganz und gar keinen. Denn die Verkehrsprognose des Senats fürs Jahr 2025 prophezeit in Berlin mehr Autos, die aber weniger bewegt werden als der aktuelle Fuhrpark. Dagegen werden die Fahrräder nicht mehr in Kellern und Höfen vor sich hinrosten, sondern viel häufiger bewegt als bisher. Diese Erkenntnisse hatte Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) bereits im Juni 2009 präsentiert. Jetzt sind die seitdem bekannten Eckpunkte um zahlreiche Details und verschiedene Szenarien ergänzt worden.

Eines dieser Szenarien heißt „Umwelt“ und enthält eine großräumige Ausweitung der Parkraumbewirtschaftung mit Gebühren von fünf Euro pro Stunde. Dazu gilt auch auf vielen Hauptstraßen Tempo 30; das bisher übliche Tempo 50 wird zur Ausnahme. Diese Rahmenbedingungen würden den Anteil des Autoverkehrs allein um drei Prozentpunkte senken. Aber sie sind nur eine von mehreren durchgerechneten Varianten – die von zwei Baden-Württemberger Planungsbüros erstellte Studie mit ihren 117 Seiten enthält keine Handlungsempfehlungen.

Selbst das Standardszenario, das frei von Gemeinheiten wie exorbitant steigenden Spritkosten oder Parkgebühren ist, prophezeit einen Rückgang des Autoanteils am Gesamtverkehr von etwa 36 auf 33 Prozent. Da die Berliner insgesamt weniger unterwegs sein sollen, sinkt die reale Fahrleistung der Autos noch stärker.

Busse und Bahnen sollen ihren Anteil von zurzeit knapp 27 Prozent in Berlin halten können – wobei das Dauerchaos bei der S-Bahn in der Studie nicht berücksichtigt ist. Der Anteil der zu Fuß zurückgelegten Wege soll von zurzeit 25,5 Prozent auf 24,2 Prozent sinken. Großer Gewinner ist das Fahrrad, das seinen Anteil an den Verkehrsmitteln von knapp zwölf auf fast 16 Prozent ausbauen soll.

Die Tendenzen bezüglich des Fahrradverkehrs zeigen sich mit erstaunlicher Ähnlichkeit sowohl in Berlin inner- und außerhalb des S-Bahn-Ringes als auch im Speckgürtel und im weiter entfernten Umland. In Brandenburg ist und bleibt allerdings der Anteil des Autoverkehrs (von 55 auf 49 Prozent) größer; außerdem haben die Öffentlichen sowie der Fußgängerverkehr dort – anders als in Berlin – noch etwas Potenzial.

Die insgesamt sinkende Mobilität in der Region wird mit dem zunehmenden Anteil von Senioren begründet: Rentner fahren nicht täglich zur Arbeit und legen eher kürzere Strecken zurück. Zwar nimmt der Verkehr schwerer Lkw zu, aber in der Summe wird es auf den Straßen der Hauptstadt leerer werden.

Die bekannten Verkehrsplanungen der Verwaltung sind in der Verkehrsprognose berücksichtigt – also auch die umstrittene Verlängerung der A 100 zum Treptower Park. Für die werden nach Auskunft der Verwaltung zurzeit die Ergebnisse der öffentlichen Anhörung ausgewertet, was noch ein paar Wochen dauern soll. Die Prognose jedoch enthält keine neuen Argumente für oder wider das 420 Millionen Euro teure Projekt.

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