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Fehler beim Abbiegen sind die häufigste Ursache für Fahrradunfälle, wenn sie von Autofahrern verschuldet werden.

© dpa

Verkehrsunfälle: "Die Berliner Fahrradwege sind eine Katastrophe"

Die Ursache für Unfälle, an denen Radfahrer beteiligt sind, sind oft einfache Fahrfehler. Eine verbesserte Fahrausbildung kann aber nur einen Teil des Problems lösen, meint der Vorsitzende des Berliner Fahrlehrerverbands.

Von Anna Sauerbrey

Die Sonne scheint. Und das heißt: Der Kleinkrieg zwischen Radfahrern und Autofahrern auf Berliner Straßen geht weiter. Dahinter scheint auch eine beinahe ideologische Auseinandersetzung zu stehen. Jedenfalls debattieren die User auf Tagesspiegel.de lebhaft darüber, wer rücksichtsloser fährt. Auf beiden Seiten sind häufig leicht vermeidbare Fehler die Ursache für Unfälle. Das zeigt die Statistik. Brauchen Radfahrer und Autofahrer vielleicht einfach eine bessere Verkehrsausbildung?

2009 gab es 7.056 Unfälle, an denen Fahrradfahrer beteiligt waren. Waren die Radler schuld daran, dass es zum Unfall kam, fuhren sie meist auf der falschen Spur. Oder sie fädelten in den fließenden Verkehr ein, ohne auf Autofahrer Acht zu geben. Wurden die Unfälle von Autofahrern verursacht, war es meist ein Fehler beim Abbiegen, der zum Unfall führte. Häufig sehen die Autofahrer die Fahrradfahrer beim Rechtsabbiegen nicht. Außerdem nahmen Autofahrer den Fahrradfahrern oft die Vorfahrt.

Es gibt immer mehr Radler - gut so, sagt Glowalla

Aus Sicht von Peter Glowalla, dem Vorsitzenden des Fahrlehrerverbands Berlin, müssten die Gefahren, die Radfahrer bedeuten können, deshalb schon in der theoretischen Prüfung eine größere Rolle spielen. Denn obwohl seit Jahren immer mehr Radfahrer auf den Straßen unterwegs sind, wurde die Führerscheinausbildung kaum angepasst. „Es werden inzwischen mehr bewegte Bilder in der theoretischen Ausbildung eingesetzt, da werden nun auch verstärkt Radfahrer gezeigt. Aber der Arbeitskreis theoretische Prüfung müsste auch an anderen Stellen verstärkt Radfahrer einbeziehen“, sagt der Verbandsvorsitzende.

Das Hauptproblem sind versteckte Radwege

Die Lösung aller Probleme könne das aber nicht sein. Aus Sicht von Glowalla ist weniger das Unvermögen der Autofahrer und Fahrradfahrer die Ursache der Unfälle, sondern die vielfach schlechte Sicht auf die Fahrradwege: „In Berlin ist der Radweg häufig einen Meter oder mehr neben der Fahrbahn, dazwischen sind womöglich noch ein paar Hecken oder parkende Autos. Dann kann der Autofahrer den Radfahrer gar nicht sehen, selbst wenn er sich umdreht.“ Selbst geübten Autofahrern könne es deshalb passieren, dass sie zwar über die Schulter schauen, dann aber trotzdem scharf bremsen müssen. „Diese Fahrradwege sind eine Katastrophe“, sagt Glowalla.

Damit liegt der Verbandsvorsitzende auf einer Linie mit dem Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC) in Berlin. Auch der ADFC fordert weniger eine verbesserte Ausbildung für Fahrschüler, sondern die Fahrradwege auf die Straße zu verlegen, um die Radler in das Blickfeld der Autofahrer zu rücken. „Die Infrastruktur muss so sein, dass alle die Chance haben, sich sofort zu sehen“, sagt die Vorsitzende des Landesverbands Berlin, Sarah Stark.

Fehler der anderen einkalkulieren

Aus ähnlichen Gründen hält Glowalla es auch nicht für ein Problem, dass immer mehr Leute vom Auto auf das Fahrrad umsteigen. „Je mehr Fahrradfahrer zu sehen sind, desto weniger wird passieren“, meint der Verbandsvorsitzende. So würden die Radler stärker in das Bewusstsein der Autofahrer gerückt.

Fahrfehler werde es aber trotzdem immer geben, sagt Glowalla. „Menschen machen eben Fehler, damit muss man rechnen. Besonders als Fahrradfahrer muss man das einkalkulieren, denn da riskiert man schnell sein Leben.“ Dasselbe fordert übrigens der ADFC auch von den Autofahrern.

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