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S-Bahn in Berlin.

© dpa

Wie andere Städte reagierten: Nach Unfall alle U-Bahnen umgebaut

Ermittlungen wegen fahrlässiger Körperverletzung oder Umbau aller U-Bahnen: Wie andere Städte mit Unglücksfällen umgehen. München musste zehn Millionen Euro investieren.

Unfälle beim Ein- oder Aussteigen sind nicht selten. Nach einer Häufung von Vorfällen in Nordrhein-Westfalen bei einer neuen S-Bahn-Fahrzeuggeneration hatte 2007 sogar die Staatsanwaltschaft Köln Ermittlungen gegen Mitarbeiter des Eisenbahn-Bundesamtes eingeleitet – wegen des Verdachts der fahrlässigen Körperverletzung und der fahrlässigen Gefährdung des Bahnverkehrs. Die Staatsanwaltschaft warf den Mitarbeitern vor, die Züge trotz einer fehlerhaften Türschließ- Automatik für den Betrieb zugelassen zu haben. Die Ermittlungen seien aber eingestellt worden, hieß es am Freitag.

Bei der S-Bahn in München hatte das Eisenbahn-Bundesamt ebenfalls 2007 nach zwei Unfällen, bei denen Fahrgäste in der Tür eingeklemmt worden waren, angeordnet, die vorhandene Türschließung bei neuen Fahrzeugen umzubauen. Solange die Arbeiten nicht abgeschlossen waren, musste jeweils ein weiterer Mitarbeiter mitfahren, um das sichere Schließen der Türen zusammen mit dem Triebfahrzeugführer zu beobachten. Der Umbau der Fahrzeuge war erst 2009 abgeschlossen.

Auch die U-Bahn in München hatte vor Jahren ein ähnliches Problem. Anlass war ein Vorfall, bei dem ein Mann versucht hatte, bei einer anfahrenden Bahn wieder die Türen zu öffnen und mit dem Fuß in der sich wieder schließenden Tür hängen blieb. Der Mann wurde mitgeschleift und schwer verletzt. Obwohl die Schuld bei ihm lag, beschloss die Verkehrsgesellschaft, alle Türen mit Sensoren auszustatten, die selbst eine eingeklemmte Hundeleine registrieren. Der Umbau von 600 Wagen kostete zehn Millionen Euro.

Bei der S-Bahn in Berlin gibt es zumindest vorläufig keine Änderungen. Über Konsequenzen könne man erst nachdenken, wenn die Ursache des Unfalls auf dem Bahnhof Greifswalder Straße zweifelsfrei feststehe, heißt es bei der Bahn.

Auch die BVG hält ihr System beim Türenschließen für sicher. Beim Bus und bei der Straßenbahn gehen die Türen zu, wenn die Sensoren etwa acht Sekunden lang kein Hindernis im Türbereich melden. Schließen sich die Türen und ein Fahrgast wird dabei eingeklemmt, sollen sie sich wie bei der S-Bahn automatisch wieder öffnen. Bei der U-Bahn funktioniert dieses System laut BVG in zwei Dritteln der Fahrzeug-Flotte. Allerdings registrieren die Sensoren, ähnlich wie bei der S-Bahn, nur Sachen, die breiter als drei Zentimeter sind. Ein eingeklemmter Schal könne auch bei geschlossenen Türen noch herausgezogen werden, heißt es.

Bei den Zügen aus den Jahren 1974 bis 1979, die jetzt modernisiert werden, prüfe man, ob an den Türen Kontaktleisten angebracht werden können, die wie in München auch Dinge wie Leinen erkennen würden.

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