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Geballte Staatsmacht. 250 Polizisten waren im Einsatz, um an gefährlichen Kreuzungen zu kontrollieren, wie hier am

© Kai-Uwe Heinrich

Verkehrskontrollen in Berlin: 250 Polizisten an elf Kreuzungen zur Verkehrserziehung im Einsatz

Die Polizei überwacht den Verkehr – und sensibilisiert Autofahrer für Radler. Am Ende wurden 292 Fahrräder und 64 Kraftfahrzeuge überprüft und eine Menge Anzeigen geschrieben.

Die Frau mit dem Kurzhaarschnitt hatte nicht bloß ein schwarzes Band um die Stirn und eine Kette um den Hals, sie hatte auch erkennbar enormes Gottvertrauen. Erstens setzte sie darauf, dass weder ein Auto noch ein Lastwagen sie von der Straße rammen würde, als sie auf ihrem Rad am Kottbusser Tor die rote Ampel ignorierte. Das war schon mutig genug. Und zweitens, noch mutiger eigentlich, erwartete sie, dass die sieben Polizisten auf der anderen Straßenseite sie schon nicht sehen würden.

Die Straße passierte sie ohne Probleme, die Polizisten nicht. Eine Beamtin hielt sie an und verlangte den Ausweis. Insgesamt standen sogar 30 Polizeikräfte kurz vor 12 Uhr an dem Verkehrsbrennpunkt in Kreuzberg; die sieben waren bloß unter der U-Bahn postiert. Und in ganz Berlin, an elf unfallträchtigen Kreuzungen, warteten sogar 250 Beamte.

Verkehrsüberwachung, so wurde der Einsatz offiziell genannt. Sensibilisierung von Auto- und Radfahrern für die Gefahren im Straßenverkehr, das war das eigentliche Ziel.
Aufklärung, Informationen, das war das Hauptanliegen. „Wir sind vor allem präventiv tätig“, sagte Hauptkommissarin Konstanze Dassler, verantwortlich für Öffentlichkeitsarbeit. Deshalb erhielten auch nur rund 50 Prozent aller Personen, die angehalten wurden, eine Anzeige. Zudem wurden 292 Fahrräder und 64 Kraftfahrzeuge überprüft. Die Beamten führten zudem 110 präventionsbezogene Gespräche. Damit es überhaupt zu Gesprächen kommen konnte, hatte die Polizei an jeder Ampel zwei Beobachter postiert, die über Funk meldeten, wer gerade das Stop-Signal als unverbindliche Empfehlung betrachtet hatte.

Ein paar Meter weiter warteten dann die Kollegen, und sie hatten zu tun. Sie überprüften zum Beispiel die Personalien eines jungen Radfahrers, der das Ganze ziemlich lässig nahm. Zumindest bis eine weitere Polizistin das Rad genauer studierte: kein Rücklicht, kein Katzenauge, gar nicht gut. Immerhin, der Mann hatte seinen Ausweis dabei. Ein anderer Radfahrer nicht. Ersatzweise fischte er ein Handy aus der Hosentasche und präsentiert es wie ein Trophäe, aber das beeindruckte die Beamten nicht sonderlich. Den größten Schrecken verbreitete die Polizei bei einem Autofahrer. Der hatte vor dem Abbiegen einen Radfahrer passieren lassen, höchst korrekt. Sekunden später winkte ihn ein Polizist zur Seite. Der Mann wurde blass, um Himmels Willen, hatte er doch etwas falsch gemacht? Nein, keine Sorge. Der Polizist wollte ihn bloß loben.

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