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Verkehrslenkung: Mit künstlicher Intelligenz gegen den Stau

Nicht nur die Nerven der Autofahrer sollen geschont werden, sondern auch die Umwelt. Unter diesem Leitidee startet jetzt ein Forschungsprojekt seine Tests in der Innenstadt. Am Ende soll ein intelligentes Verkehrsleitsystem entstehen.

Auf den Straßen in und um Berlin soll es schneller und umweltfreundlicher vorangehen. „iQ mobility“ – also intelligente Mobilität – heißt das Forschungsprojekt, das mit drei Feldversuchen in der Leipziger Straße, der Straße des 17. Juni und am Alexanderplatz begleitet wird. Außerdem wurden mehrere Einrichtungen zur Verkehrsüberwachung und -lenkung in der Region miteinander vernetzt.

Bisher suchten die einzelnen Leitstellen nach jeweils eigenen Lösungen für ihren Zuständigkeitsbereich. Jetzt sind die Verkehrsregelungs- und Verkehrsmanagementzentralen von Berlin und Potsdam, die Autobahnzentrale Stolpe sowie die Leitstellen der BVG und des Potsdamer Verkehrsbetriebes direkt miteinander verbunden. Umweltdaten der Berliner Messstellen sowie aktuelle Unfallmeldungen der Polizei fließen ebenfalls in das System, dessen speziell entwickelte Software auf 18 Servern der Verkehrsregelungszentrale im Flughafen Tempelhof läuft. Mit ihr können künftig zu erwartende Verkehrssituationen vorab simuliert und Staugefahren durch Korrekturen in Echtzeit reduziert werden. Das Versuchsgebiet erstreckt sich vom Großen Stern bis zum Frankfurter Tor und von der Eberswalder bis zur Gitschiner Straße. An den Rändern wurden fünf weitere Infotafeln installiert.

Tempolimit bei zu hoher Schadstoffbelastung

Der erste Feldversuch läuft seit gestern in der Leipziger Straße mit einer Grünen Welle. Mit dem Test soll geklärt werden, wie die Fahrzeuge am zügigsten vorankommen und zugleich die Umwelt am geringsten belasten. Bis zum 2. November gilt dafür Tempo 50, vom 5. bis zum 23. November dann eine Richtgeschwindigkeit von 30 Stundenkilometern. Bis zum 14. Dezember wird das Tempo dann abhängig von der jeweiligen Schadstoffkonzentration geregelt. Die acht Ampelkreuzungen der Leipziger Straße erhielten dafür eine zusätzliche Signalisierung.

Ab sofort werden die Autofahrer auf den Hinweistafeln auch gezielt über die Verkehrssituation am Alexanderplatz informiert. Auf der Straße des 17. Juni, die werktags von 40 000 Kraftfahrzeugen befahren wird, soll außerdem während der Sperrungen vom 28. September bis 4. Oktober (Berlin-Marathon und Deutschlandfest) ein Leitsystem erprobt werden. Es soll die Staus auf den Umleitungsstrecken reduzieren und zugleich die Busse bevorrechtigen.

Aufgabe einer kombinierten Verkehrs- und Umweltpolitik sei es nicht nur, den öffentlichen Nahverkehr zu fördern, sagte Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD). Auch der notwendige Individual- und Wirtschaftsverkehr müsse möglichst flüssig bleiben, um nicht zur Belastung für die Stadt zu werden. Das intelligente Verkehrsmanagement wird mit 4,1 Millionen Euro vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie mitgefördert. Weitere 4,2 Millionen steuern Partner aus der Industrie bei. Zusätzliche 1,2 Millionen Euro werden aus dem Landeshaushalt in nachhaltige Infrastrukturmaßnahmen wie die Optimierung von Ampelanlagen und neue Informationstafeln investiert.

Rainer W. During

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