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Verstorbene Tierlieblinge: Knautschke in Bronze, Bobby in Granit

Knut mag einzigartig gewesen sein, aber vergleichbare Berliner Tierschicksale hat es wiederholt gegeben. Wie man in Berlin prominenter Tierlieblinge gedacht hat.

Bobby ist noch immer eine Sensation, fast 76 Jahre nach seinem Ableben. Im Museum für Naturkunde sitzt er gewichtig und imposant in seinem Glaskasten, Generationen kleiner Besucher lernten davor das Gruseln und wurden mit Erläuterungen über das Leben der Gorillas versorgt. Auch im Zoo ist Bobby noch immer präsent. Er war kaum verschieden, am 1. August 1935 von einer Blinddarmentzündung dahingerafft, da beauftragte man schon den renommierten Tierbildhauer Fritz Behn, Bobby in Granit zu verewigen, zum steinernen Gedenken im Zoo.

Knut mag einzigartig gewesen sein, aber vergleichbare Berliner Tierschicksale, verbunden mit übergroßer Anteilnahme des Publikums am Leben wie auch am Sterben seines jeweiligen Lieblings, hat es wiederholt gegeben. Und gerade Knut und Bobby sind da vergleichbar: Hier ein schneeweißes, von der Mutter verstoßenes Fellbündel, mit der Flasche aufgezogen, dort ein King Kong im Bonsai-Format, ein in Marseille gestrandetes und nach Berlin gerettetes Menschenaffenkind, das die früheste Jugend, wie seine rasch wachsende Berliner Freundesschar erfuhr, bei einer afrikanischen Farmerfamile verbracht haben soll. Die Aufregung war so groß, das der Zoo sein Programmheft 1928, dem Jahr von Bobbys Ankunft in Berlin, eigens neu herausbrachte, mit dem Affen auf dem Titelblatt.

Im Gegensatz zu Bobby musste Flusspferdbulle Knautschke zehn Jahre warten, bis er nach seinem Tod mit einer Bronzeplastik geehrt wurde. 1943 war er im Zoo geboren worden, in kriegerischen Zeiten also. Seine Elterntiere fielen dem Kampf um Berlin zum Opfer, er selbst aber überlebte als einziges Großtier des Zoos, zunächst aufgezogen in einer Badewanne. 1947 wurde er leicht verletzt, als bei der Sprengung von Bunkeranlagen auch die Decke seines Hauses einstürzte. Ein langes und vor allem fruchtbares Leben (er zeugte rund 30 Kälbchen) lag da noch vor ihm, erst 1988 erlitt er bei Revierkämpfen mit seinem Sohn Nante so schwere Verletzungen, dass er eingeschläfert werden musste. Wäre dies etwas später passiert, hätte Knautschke noch weltberühmten Besuch bekommen: Michael Jackson war damals in der Stadt, besichtigte auch den Zoo. Diskret dirigierte man den tierlieben Star an der Trauerstätte vorbei. Später wurde auch Knautschke ausgestopft.

Aufregung gab es in Berlin oft genug, wenn Tier-Promis überraschend verschieden. Wie hatten doch die Berliner das rüsselnasige, im Zoo geborene Elefantenbaby Kiri ins Herz geschlossen, das im Dezember 2000, nach nur neun Monaten, überraschend einer Herpes-Erkrankung erlag. Auch wenn das manch einen schmerzte: Trauergemeinden und Blumengebinde gab es nicht zu melden. „Tote Tiere besucht man nicht“, sagte Zoo-Vorstandsmitglied Heiner Klös damals, „wir haben ja den kleinen Elefanten nicht aufgebahrt.“

Gleich zwei tote Panda-Bärinnen waren in der Geschichte des Zoos zu beklagen: 1984 erlag Tjen Tjen einer Virusinfektion und wurde danach ausgestopft. 2007 verendete Yan Yan nach einer hartnäckigen Darmverstopfung. Deren Fall ist zwischen dem Zoo und den chinesischen Leihgebern noch immer nicht abschließend geklärt, bis dahin harrt die Bärin tiefgekühlt im Naturkundemuseum aus. Andreas Conrad

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