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Berlin: Verwahrloste Kinder aus Köpenick wieder zu Hause Eltern wollen mit dem Jugendamt kooperieren Jungen aus Blankenfelde bleiben in Pflegefamilie

Vier vom Jugendamt in Obhut genommene Kinder in Köpenick sind gestern zu ihren Eltern zurückgekehrt. „Die Eltern haben ihre Kooperation zugesichert“, begründete der Jugendstadtrat des Bezirks, Joachim Stahr, die Entscheidung.

Vier vom Jugendamt in Obhut genommene Kinder in Köpenick sind gestern zu ihren Eltern zurückgekehrt. „Die Eltern haben ihre Kooperation zugesichert“, begründete der Jugendstadtrat des Bezirks, Joachim Stahr, die Entscheidung. Untersuchungen hätten gezeigt, dass die drei- bis achtjährigen Kinder vernachlässigt worden seien. In den kommenden vier bis sechs Wochen sollen bis zu zwei Sozialarbeiter werktags oder sogar täglich in der Familie anwesend sein. Danach werde über das weitere Vorgehen beraten, langfristige Maßnahmen seien geplant, sagte Stahr.

Zuvor waren die Kinder nach Darstellung des Jugendamtes in Schule und Kindertagesstätte aufgefallen. Es habe mehrere Anzeichen für Vernachlässigung gegeben. Am Donnerstag vergangener Woche dann habe der älteste Junge seiner Lehrerin gesagt, er werde von seinen Eltern geschlagen. Diese alarmierte die Polizei, die die Kinder in die Obhut des Jugendamtes übergab. Nach Darstellung der Polizei war die Wohnung mit Resten von Hundekot verunreinigt. Die Eltern bestreiten dies und verwahren sich gegen jeden Vorwurf, ihre Kinder vernachlässigt oder misshandelt zu haben. Tatsächlich ergaben die Ermittlungen keine Spuren von Schlägen.

Während die Eltern in der Vergangenheit Kontaktversuche des Jugendamtes abgeblockt haben sollen, seien sie nun bereit, mit dem Jugendamt zusammenzuarbeiten, sagte Jugendstadtrat Stahr. Auch die Kinder wollten nach Hause zurück.

Die kinder- und jugendpolitischen Sprecher mehrerer Fraktionen begrüßten die Entscheidung des Jugendamtes. „Es ist grundsätzlich gut, wenn Kinder in ihrer Familie bleiben“, sagte Sascha Steuer (CDU). „Ich bin optimistisch, dass das Jugendamt die Kinder sehr genau im Auge behält“, sagte Margret Barth von der Linkspartei/PDS. Da eine Bereitschaft zur Kooperation mit dem Jugendamt bestehe, solle den Eltern auch geholfen werden, sagte Sonning Augstin (FDP). Der Landesverband des Kinderschutzbundes hatte bereits vor der Entscheidung erklärt, dass der Einsatz so genannter Familienhelfer durchaus sinnvoll sein kann. „Die Kinder müssen die Familie nicht unbedingt verlassen, um Hilfe zu bekommen“, sagte Sozialarbeiterin Sabine Bresche. „Man darf nicht vergessen, dass zwischen den Eltern und den Kindern eine wichtige Bindung besteht. Diese Beziehung kann verbessert werden, wenn die Familie vom Jugendamt unterstützt wird.“

Die Polizei reagierte auf die Entscheidung des Amtes mit Unverständnis. „Es hatte Gründe, warum wir ermittelt und die Kinder aus der Familie geholt haben“, sagte ein Ermittler. „Wir hätten ja nicht ohne Anlass gehandelt“, hieß es in Polizeikreisen. „Umso verwunderter sind wir, dass man sich nun doch darauf geeinigt hat, die Kinder wieder in die Familie zu geben.“

Ebenfalls gestern einigten sich das Jugendamt Teltow-Fläming und die Eltern zweier Jungen aus Blankenfelde, dass die Kinder zunächst bei Pflegeeltern bleiben sollten. Sie waren Anfang Januar unterkühlt in einem verschmutzten Anbau des elterlichen Hauses gefunden worden. Bei einem Termin vor dem Familiengericht sei die Familiensituation ausführlich erörtert worden, teilte das Jugendamt mit. Die Eltern hätten sich zu einer besseren Zusammenarbeit mit dem Amt bereitgefunden. Ein Hilfeplan sei bereits erarbeitet und solle unter intensiver Begleitung des Jugendamtes nun Schritt für Schritt verwirklicht werden. Konkretere Angaben wurden unter Verweis auf den Sozialdatenschutz nicht gemacht.

Ob und inwieweit die Eltern der Vereinbarung nachkommen, will das Familiengericht zu einem nicht genannten Zeitpunkt überprüfen. Dann soll auch darüber entscheiden werden, ob die zwei Jungen wieder zu ihren Eltern zurückkehren können. how/kö/tabu

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