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Berlin: Verwirrung um Vertretungslehrer

Unterrichtsausfall: Bildungsverwaltung überrascht Schulen mit neuen Erläuterungen zum Notfallbudgets

Neue Verwirrung um das von Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD) geplante Vertretungsbudget, mit dem der Unterrichtsausfall in den Schulen reduziert werden soll. Mit zusätzlichen Finanzmitteln in Höhe von drei Prozent der Personalkosten sollten Schulleiter in die Lage versetzt werden, ausfallende Lehrkräfte kurzfristig und eigenverantwortlich zu ersetzen. Bisher waren aber nur wenige Schulleiter bereit, sich selbst um Vertretungslehrer zu kümmern. Sie wollten lieber feste Kräfte als Vertretungsreserve haben.

Denn bis gestern sind die meisten Schulen wohl davon ausgegangen, dass sie die Wahl zwischen zwei Möglichkeiten haben: Entweder Finanzmittel in Höhe von drei Prozent ihrer Personalausgaben in die Hand zu bekommen, um auf eigene Faust Vertretungslehrer zu suchen. Oder eine ständige Vertretungsreserve von drei Prozent in Form von fest angestellten Lehrern im Haus zu haben. Aber jetzt wurde den Schulen von der Bildungsverwaltung überraschend mitgeteilt, dass nur jene Schulen zusätzliche Mittel erhalten, die sich selber Lehrkräfte suchen.

Die Schulbehörde machte somit klar, dass die angebliche Alternative so gar nicht existiert. „Alle waren sehr erstaunt, das zu hören “, berichtete gestern der Leiter des Wald-Gymnasiums, Wolfgang Ismer, nach einer Schulleitersitzung in Charlottenburg-Wilmersdorf. Angesichts der überraschenden Wendung rechnet er jetzt damit, dass viel mehr Schulen davon Gebrauch machen werden, sich selbst Vertretungskräfte zu beschaffen.

Nun ist also klar: Keine Schule wird eine feste Vertretungsreserve erhalten: Alle bekommen nur 100 Prozent ihres Bedarfs. Wer nicht an der Budgetierung teilnehmen will, ist somit darauf angewiesen, dass ihm die Bildungsverwaltung Ersatzkräfte beschafft. Das aber hat schon in der Vergangenheit nur schleppend geklappt.

Bis zum 9. März sollen die Schulen mitteilen, ob sie an der Budgetierung teilnehmen wollen. Zu denen, die gern mitmachen würden, gehört neben Ismer auch Thomas Gey vom Gymnasium Steglitz: Er hat viele Kollegen mit halben Stellen, die bereit wären, befristet mehr zu arbeiten. Sie könnten somit für reibungslosen Vertretungsunterricht sorgen. Seit langem sammelt Gey zudem Bewerbungen potenzieller Vertretungskräfte. Harald Mier vom Verband der Oberstudiendirektoren warnt allerdings vor Engpässen, wenn sich plötzlich alle 750 Schulen auf die auf dem Markt befindlichen Vertretungskräfte stürzen. In diesem Fall hätten weniger attraktive Schulen – etwa in sozialen Brennpunkten – wohl das Nachsehen.

Wie schwerfällig die Verwaltung selbst dann agiert, wenn Lehrer absehbar – etwa durch Pensionierung – ausfallen, zeigt das Beispiel der Grundschule am Weißen See: Ihre Viertklässler wollen heute im Bildungsausschuss des Abgeordnetenhauses protestieren, weil bei ihnen seit Monaten ein Großteil des Unterrichts ausfällt.

Andere Schulen hatten mehr Glück: In den vergangenen drei Wochen konnten immerhin 254 offene Stellen besetzt werden. 69 Auswahlverfahren sind noch im Gang. Das teilte die Bildungsverwaltung gestern mit.

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