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Berlin: Viel Rauch um Robbie – der Star im Stadion

70 000 Fans sahen seine Show. Viele waren schon lange vorher angereist. Einige hatten die Nacht auf Isomatten verbracht – und sie gleich da gelassen

Manchmal werden Krankheiten auf wundersame Weise kuriert. Ein Woche lang ging es Laura Chmielarski nicht gut. Gestern war sie plötzlich wieder gesund. „Zum Robbie-Williams-Konzert musste das einfach sein“, sagte die 20-Jährige. Im Olympiastadion war sie gestern ganz vorne mit dabei.

Vor der gigantischen grün-gelben Bühne gingen rund 70000 Fans frenetisch mit. Fast jede Liedzeile saß. Und nach jedem Song johlten sie laut, weil der Brite immer wieder Deutsche Sätze einstreute: „Ich liebe motherfucking euch“ oder „Dankeschön Berlin“. Im Publikum waren auch die Sänger der Boygroup Tokio Hotel, allerdings nicht in der ersten Reihe. Ganz dicht zu ihrem Robbie zog es jedoch Laura und ihre Freundin Vera. Die Operation Robbie-Williams-Konzert hatten die beiden Braunschweigerinnen fast schon wissenschaftlich geplant. „Wir haben uns die Videos der letzten Konzerte angesehen, um herauszufinden, wo auf der Bühne Robbie besonders oft steht.“ Das Ergebnis: Links ist Robbies Lieblingsseite. Und genau dort tat sich dann tatsächlich etwas. Robbie flirtete heftig mit einer Frau. Mit einer anderen.

Vera hatte schon kurz vor Mitternacht ihre Isomatte vor dem Haupteingang des Olympiastadions ausgerollt und dort übernachtet – und sie war nicht die erste. In den folgenden 15 Stunden wuchs das Biwak vor dem Haupteingang, bis kurz vor dem offiziellen Einlass um 15 Uhr rund 1000 Fans dort lagerten – ausgerüstet mit Decken, Kissen, Getränken und Schirmen zum Schutz gegen die Sonne. Als sich die Tore öffneten, strömten die Massen innerhalb von 10 Minuten in die Arena. Zurück blieben große Haufen aus Isomatten, leeren Wasserflaschen, ein zertretener Campingstuhl. Den ganzen Nachmittag über liefen Fans zur Arena – am Abend dann gab es aber mal kurz Staus: Die U-Bahnlinie U2 fuhr ausgerechnet an der Station Olympiastadion durch – es war ein verdächtiges Päckchen im Zug entdeckt worden.

Da waren Laura und ihre Eltern schon längst im Stadion. Lauras Vater, der 47-jährige Emanuel Chmielarski, fiel nicht nur wegen seiner Größe auf zwischen all den weiblichen Fans, meist zwischen 15 und 35. Er hatte sich von „seinen“ Frauen anstecken lassen, die erste Reihe musste es schon sein: „Ganz oder gar nicht.“ Außerdem müsse doch irgendjemand „auf die Kinder aufpassen. Sonst hauen sie noch mit Robbie Williams ab“.

Charly Hirsch ist eine Ausnahme unter den Fans: Er war aus eigenem Willen im Stadion. „Robbie ist mein Traum“, schwärmte der Berliner. „Als Mensch und als Musiker.“ Und doch hatte er kurz vor dem Konzert schlechte Laune. Er versuchte seit Stunden, fünf Karten zu verkaufen – seine Begleiter hatten in letzter Minute abgesagt. Hirsch war kurz davor, Robbie die Gefolgschaft aufzukündigen: Die meisten Last-Minute-Käuferinnen steuerten an ihm und den vielen anderen inoffiziellen Kartenverkäufern vorbei zum Ticketschalter. Dort gab es noch ein paar Karten. Für das heutige zweite Konzert gibt es noch Tickets, für 66 bis 88 Euro, an der Kasse am Haupteingang

Die Kassenfrau hatte gestern ebenso wie die Ordner viel zu tun – sie mussten sich sogar um verwirrte Fotografen kümmern. Denn seit Tagen gab es Streit um die Bildberichterstattung von den Konzerten. Weil der Veranstalter Fotografen bis zuletzt nur Zugang zum Stadion gewähren wollte, wenn diese vorher einen Vertrag mit umstrittenen Klauseln unterschreiben, hatten sich deutsche Presseagenturen für einen Boykott entschieden. Doch andere drückten auf den Auslöser. So gab es viel Rauch um Robbie – und dann doch ein gutes Bild.Seite 21

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