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Polizei-Kontrolle in Berlin-Steglitz: Viele Autofahrer versäumen den Schulterblick

Die Polizei will mit Kontrollen Radunfälle vermeiden – und erinnert Rechtsabbieger an den Schulterblick.

Polizei-Aktion gilt der Prävention

Als der Busfahrer der Linie 380 von der Schlossstraße nach rechts in die Albrechtstraße einbiegen will, kommt es an der Kreuzung fast zu einer Kollision: „Hilfe! Mann! Pass doch auf!“, schreit ihn ein Radfahrer an, der Grün hat und dem Bus fast in die Seite gekracht wäre. Polizist Sacha Weinert zögert nicht lange, winkt den Busfahrer auf den rechten Fahrstreifen und spricht ihn auf sein Fehlverhalten an. Ein Strafticket bekommt der Mann aber nicht – denn an diesem Dienstagmorgen und noch bis zum 7. April will die Polizei bei stadtweiten Kontrollen, die den Radverkehr in Berlin sicherer machen sollen, vor allem präventive Arbeit leisten.

18 Autofahrer versäumen Schulterblick

„Das war eine typische Situation: Autofahrer konzentrieren sich beim Abbiegen häufig eher auf die Fußgänger, die die Straße überqueren. Mit schnell kommenden Radfahrern rechnen sie gar nicht mehr“, sagt der 45-Jährige. Die Beamten halten an diesem Morgen in Steglitz insgesamt 18 Fahrer von Kraftfahrzeugen an, die den Schulterblick versäumen. Ein Mercedes-Fahrer zeigt Verständnis. „Ich hatte gerade meine Kinder im Kopf, deshalb habe ich beim Abbiegen nicht auf den Radverkehr geachtet“, sagt er. Auch ein VW-Fahrer hat nichts gegen die Präventionsmaßnahme der Polizei, schimpft aber über Berlins Radler. „Die achten häufig nicht auf die Ampelanlagen. Wenn für sie rot ist, fahren sie trotzdem über die Straße.“

Unfälle mit Lkw sind seltener, aber dafür gefährlicher

Welche fatalen Folgen es haben kann, wenn abbiegende Fahrzeuge ihrer Rückschaupflicht nicht nachkommen, bestätigte sich erst am vergangenen Sonnabend. Ein 80-jähriger Radfahrer wurde an der Kreuzung Yorckstraße/Gneisenaustraße und Mehringdamm von einem rechts abbiegenden Sattelschlepper überfahren. Der Unfall war der erste dieses Jahr, bei dem ein Radfahrer starb.

Andreas Tschisch, Chef der Verkehrspolizei, weist darauf hin, dass Lkw in nur zehn Prozent der Verkehrsunfälle mit Radlern verwickelt seien. „Leider enden diese dafür aber häufig mit schweren Verletzungen oder tödlich“, sagt er. Tschisch rät Radfahrern beim Überqueren von Kreuzungen, nicht auf ihr Vorfahrtsrecht zu pochen. Seiner Meinung nach versäumen den Schulterblick oft gerade ältere Autofahrer. „Damit sind gar nicht unbedingt Senioren gemeint. Sondern auch Fahrer, die Mitte 40 sind und ihren Nacken nicht mehr gut drehen können.“

2016 ereigneten sich wegen falschen Verhaltens abbiegender Fahrzeuge 925 Verkehrsunfälle, bei denen fünf Radfahrer getötet und 744 verletzt wurden. In Berlin verunglückten im vorigen Jahr 17 Radfahrer.

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