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Berlin: Viele Überraschungen im Untergrund am Helmholtzplatz - Waffen und ein alter Teich

Auf dem Helmholtzplatz sieht es in diesen Tagen aus wie auf einer Lehrbaustelle: Das sind halb fertige Wegbegrenzungen aus Naturstein, Stapel aus Holzbalken neben Erdhaufen und Baumaschinen. Die einzige Grünfläche im Gründerzeitquartier zwischen Schönhauser Allee, Danziger Straße, Prenzlauer Allee und Stargarder Straße soll bis zum nächsten Sommer zu einem Stadtplatz ausgebaut werden.

Auf dem Helmholtzplatz sieht es in diesen Tagen aus wie auf einer Lehrbaustelle: Das sind halb fertige Wegbegrenzungen aus Naturstein, Stapel aus Holzbalken neben Erdhaufen und Baumaschinen. Die einzige Grünfläche im Gründerzeitquartier zwischen Schönhauser Allee, Danziger Straße, Prenzlauer Allee und Stargarder Straße soll bis zum nächsten Sommer zu einem Stadtplatz ausgebaut werden. Nach Plänen des Berliner Landschaftsarchitekten Thilo Mittag entstehen zwei Bereiche: Die westliche Platzhälfte an der Lychener Straße wird mit umzäuntem Bolzplatz, Klettergerüsten und Sandkästen zum Spielen hergerichtet. Auf der östlichen Seite an der Dunckerstraße werden um einen gepflasterten Platz herum Grünflächen angelegt. Über diesem "Aktionsplatz" kann später für Veranstaltungen ein Zeltdach aufgespannt werden. Insgesamt kostet das 1,85 Millionen Mark. 650 000 Mark steuert der Bezirk bei, den Rest zahlt das Land.

Der Helmholtzplatz ist Baustelle, doch es gibt dort keine Lehrlinge. "Hier arbeiten 36 ABM-Kräfte", sagt Petra Streu vom Arbeitsamt Berlin Nord. Wie auf jeder Baustelle gibt es viele kleine und ein ganz großes Problem: Mitten auf dem künftigen Spielplatz liegt derzeit ein mehrere Meter hoher Hügel aus Erde. Damit nichts passiert, haben die Bauleute den riesigen Haufen mit Plastikplanen abgedeckt. Die 2100 Tonnen Erde sind natürlich nicht vom Himmel gefallen. Sie wurden aus einem längst vergessenen Feuerlöschteich gebaggert, der 1956 zugeschüttet worden war.

Alarm schlugen die Arbeiter, als beim Schachten plötzlich alte Waffen und Munition aus dem Zweiten Weltkrieg in der Baggerschaufel lagen. Die rostigen Gewehre und Granaten sind inzwischen fachgerecht entsorgt worden. Doch in der ausgegrabenen Erde stießen Experten auf Umweltgifte wie PCB. Inzwischen ist klar, dass es 170 000 Mark kosten würde, die verseuchte Erde reinigen und auf eine Deponie bringen zu lassen. "Für solche Fälle gibt es beim Senat eine Stelle für Bodenentsorgung. Aber die können wegen der Haushaltssperre nichts machen", sagt Baustadträtin Dorothee Dubrau (Bündnis 90 / Die Grünen). Richtig ärgerlich ist Dubrau, weil ihr Brief an Bausenator Peter Strieder (SPD) vier Wochen lang ohne Antwort geblieben ist. "In solchen Fällen müsste es trotz Haushaltssperre eine Ausnahme geben", sagt die Stadträtin. Gesundheitliche Risiken schließt sie aber aus.

Dass Dorothee Dubrau den Helmholtzplatz als "ihr Sorgenkind" bezeichnet, hat ernste Gründe. Bis zum Beginn der Bauarbeiten präsentierte sich "der Helmi" als Treffpunkt für Alkoholiker aus ganz Berlin. Wiederholt nahm die Polizei Drogendealer fest und erklärte den Platz schließlich zum "gefährlichen Ort". Hoffnung gab es im Jahr 1993, als ein landschaftsplanerischer Realisierungswettbewerb ausgelobt wurde. Doch die anspruchsvollen Entwürfe blieben in der Schublade, weil weder Senat noch Bezirk die fünf Millionen Mark aufbringen konnten. Nun also ein neuer Anlauf mit sinnvollen Korrekturen. So soll das 1929 errichtete denkmalgeschützte Trafo-Häuschen der Bewag auf der östlichen Hälfte des Platzes nicht mehr zum Platz-Café und Treffpunkt ausgebaut werden. Diese Rolle übernimmt das frisch hergerichtete Platzhaus, ein ehemaliges Toilettenhäuschen an der Raumerstraße.

Michael Brunner

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