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Berlin: „Vielleicht stand er unter Schock“

Überfall auf Italiener bleibt mysteriös: Der verletzte Gianni C. behauptet, kilometerweit mit gebrochenem Knie gelaufen zu sein

Die Polizei sucht dringend Zeugen zu dem mysteriösen Überfall auf einen Italiener. Weiterhin werde wegen einer fremdenfeindlichen Tat ermittelt. Zweifelsfrei steht fest, dass der Sarde Opfer einer Schlägerei wurde, sein gebrochenes Knie könne nicht von einem Sturz stammen, hieß es in der Klinik, in der Gianni C. operiert worden war. Zu den gestern bekannt gewordenen Unstimmigkeiten beim Ablauf nahm die Polizei keine Stellung.

Am Sonntag hatte die Polizei die Presse folgendermaßen informiert: „Sonnabend früh gegen 1 Uhr griffen drei unbekannte Täter in der Schönhauser Allee einen Italiener an. Das 30-jährige Opfer war von den Tätern nach seiner Nationalität gefragt worden. Als er antwortete, dass er Italiener sei, beschimpften ihn die Männer mit den Worten ,Scheiß Ausländer‘. Danach schlug ein Täter mit einem Baseballschläger zu und verletzte den Mann am Kopf sowie am rechten Knie. Die Angreifer flüchteten. Der 30-Jährige kam in ein Krankenhaus und wurde sofort operiert. Die Angreifer, die als kahlköpfig beschrieben wurden, trugen schwarze Bekleidung.“

Zeugen dafür fehlen – erstaunlich in der belebten Kneipengegend in Prenzlauer Berg. Unklar ist auch, warum Gianni C. nicht sofort Hilfe holte, sondern nach Recherchen des Tagesspiegels erst um 4.30 Uhr auf dem S-Bahnsteig am Alexanderplatz verletzt und angetrunken aufgefunden wurde. Der für die Bahn zuständigen Bundespolizei, die Gianni C. um 5.25 Uhr in der Klinik befragte, sagte er, dass er sich „mit einer Person geschlagen habe“, deren zwei Begleiter hätten nicht mitgemacht; der Schläger habe „kurze Haare gehabt“. Dieser habe mit einem „Stock“ gegen das Knie und mit den Fäusten ins Gesicht geschlagen. C. betonte in der Vernehmung, dass die Waffe auf keinen Fall eine Baseballkeule gewesen sei. Den Vertretern der italienischen Botschaft erzählte er am Krankenbett, er sei nach der Attacke zu Fuß zum Alex gelaufen. Unklar blieb, wo er in der Zwischenzeit von dreieinhalb Stunden war. „Das kommt uns auch komisch vor“, hieß es in der Botschaft, „vielleicht stand er aber unter Schock.“ Der 30-Jährige lebt seit zehn Jahren in Deutschland, zunächst in Leipzig, seit drei Jahren in Berlin. Nach Angaben von Wolfgang Zenker, Direktor im Vivantes Klinikum im Friedrichshain, werde C. in wenigen Tagen entlassen, danach müsse er für sechs Wochen eine Knieschiene tragen.

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