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Berlin: Viktoria Quartier: "Niemand weiß, wann es weitergeht"

"Verkauf und Vermietung", verkündete gestern noch ein Türschild neben der Einfahrt zur ehemaligen Schultheiss-Brauerei am Südhang des Kreuzbergs. Aber ein zweites Schild zeigte die Folgen des Insolvenzantrages für das Viktoria Quartier: "Das Büro ist zurzeit geschlossen.

"Verkauf und Vermietung", verkündete gestern noch ein Türschild neben der Einfahrt zur ehemaligen Schultheiss-Brauerei am Südhang des Kreuzbergs. Aber ein zweites Schild zeigte die Folgen des Insolvenzantrages für das Viktoria Quartier: "Das Büro ist zurzeit geschlossen." Ein paar Arbeiter liefen herum, doch die Bauarbeiten ruhten. "Wir bekamen am Freitag überraschend ein Fax", sagte Polier Klaus Höcker. In Räumen der Beleuchtungsfirma WILA meinte Niederlassungsleiter Uwe Harnack: "Das Hauptproblem liegt darin, dass nicht absehbar ist, wann es auf der Baustelle weitergeht." Kunden fänden den Weg in die vor einem Jahr eröffnete Filiale nur schwer.

Neben der Berlinischen Galerie, deren geplanter Museumsstandort bedroht scheint, sind die Loft-Nutzer am stärksten von der Pleite betroffen. Zwei Drittel der 69 fertigen Lofts sollen Käufer gefunden haben, welche die Räume zum Teil vermieteten. "Nachbarn planen schon, auszuziehen", sagte Peter Fabian, der in einem modernisierten Brauereigebäude eine Fach-Kunsthandlung für Museumsshops betreibt. Er habe von Baumängeln wie "schlecht verarbeiteten Böden" gehört, sehe selbst aber keinen Grund zur Klage. Die betroffenen Nachbarn waren nicht anwesend. Loft-Mieter Michael Jakob, der in der Baubranche tätig ist, kann "keine außergewöhnlichen Mängel" erkennen - mit einer Ausnahme: Seine Arbeits- und Wohnräume seien schwer belüftbar, weil sich nur ein kleines Klappfenster über der Tür öffnen lasse. Angeblich sei dies aus Denkmalschutzgründen nötig.

Mehrere Wohnungskäufer oder -mieter sollen schon vor Monaten ausgezogen sein, um nicht länger auf einer Baustelle zu leben. Damals "war der Lärm extrem", sagen Nachbarn. Wenigstens eine gute Nachricht gibt es für die Bewohner und Büronutzer: Die Hausverwaltung steht weiterhin zur Verfügung, sie ist nicht von der Pleite bedroht.

Wie es weitergeht, blieb auch nach einem gestrigen Krisengespräch fraglich. Baustadtrat Franz Schulz (Grüne) sagte, außer ihm hätten Kultur-Staatssekretärin Alice Ströver und Beamte aus deren Behörde, Vertreter der Finanzverwaltung und Direktor Jörn Merkert von der Berlinischen Galerie teilgenommen. "Ich bin optimistisch, dass sich sehr bald neue Investoren finden." Es hätten sich schon Interessenten bei einer Partnerfirma der Alt-Investoren gemeldet. Attraktiv sei das Projekt nicht zuletzt durch anstehende Wertberichtigungen - also Abwertungen des Grundstückspreises. Die bisherige Projektgesellschaft gehört der Deutsche-Bank-Tochter Deutsche Grundbesitz und der Viterra Gewerbeimmobilien. Die Einsetzung eines Insolvenzverwalters erwartet Schulz in den nächsten Tagen. Für dieses Verfahren "dürfte die Insolvenzmasse reichen".

Als katastrophal bewertet Schulz jedoch den erst vor zwei Wochen gestellten Bauantrag für die Berlinische Galerie. "Der Antrag ist nicht bearbeitungsfähig. So etwas hat die Bauaufsicht in den 40 Jahren ihres Bestehens noch nicht erlebt." Das Papier sei wohl "in größter Hast zusammengezimmert" worden, es strotze vor Fehlern und Ungenauigkeiten. Das Bauamt prüfe nun, ob es die Probleme ausbügeln kann.

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