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Volksbegehren gegen Hundehaufen in Berlin: Tütchen gegen Tretminen

Eine Berliner Kiez-Initiative will per Volksentscheid Gratistüten für Hundekot in Berlin einführen. Ganz nach dem Vorbild in Wien, wo es schon seit 2006 heißt "Nimm` ein Sackerl für mein Gackerl".

Endlich mal ein Volksbegehren und vielleicht sogar ein Volksentscheid mit einem schlichten, unkomplizierten Thema. Also keine Abstimmung über Flughafenschließungen, Religionsunterricht oder ein kommunales Stadtwerk, über das wir am Sonntag entscheiden. Beim nächsten Volksbegehren, das schon Mitte November starten soll, geht es um Hundehaufen. Um die rund 300 000 Tretminen, die geschätzte 150 000 Hunde in Berlin täglich hinterlassen.

Die Initiative „Stadt & Hund“ hat es auf den Weg gebracht. Einen Gesetzentwurf, über den die Berliner letztlich entscheiden sollen, haben die Initiatoren auch schon formuliert. Was sie darin fordern, macht „Stadt & Hund“ seit zehn Jahren erfolgreich in einigen Kiezen vor. Dort haben sie insgesamt 400 Metallkästen an Laternen befestigt: Beutelspender, aus denen Hundehalter Tütchen ziehen, mit denen sie den Kot aufnehmen und entsorgen. 300 ehrenamtliche Paten befüllen die Kästen. Und der Effekt überzeugt: Bei akribischen „Häufchenzählungen“ beispielsweise im Friedrichshainer Samariterviertel oder in Weddinger Quartieren hat die Initiative festgestellt, dass in Gebieten mit Spendern 60 bis 80 Prozent der Tretminen beseitigt werden – üblich sind 20 Prozent. „Bußgelder gegen nachlässige Hundehalter bringen nichts“, sagt „Stadt & Hund“-Gründer Christof Wüllner. „Man muss ihnen die Chance geben, das bequem und hygienisch zu erledigen.“

Dabei stößt seine Initiative in Berlin aber an Grenzen. Stadtweit lässt sich dies nicht ehrenamtlich stemmen. Deshalb steht im Gesetzentwurf zum Volksbegehren, dass künftig Tütchenspender „flächendeckend und bedarfsgerecht“ bereitgestellt werden sollen und der Senat einen Träger finden muss, der sie befüllt. Das könnte die BSR sein. Außerdem soll das Land für die Spender werben und ihren Effekt auswerten.

Wien ist seit 2006 quasi häufchenfrei

Eigentlich sei es „ja komisch und für Berlin peinlich“, dass man so etwas per Volksbegehren durchsetzen muss, meint Wüllner. Doch er fühlt sich vom Senat ignoriert. „Wir rennen gegen Mauern.“ Und das, obwohl sein Vorbild Wien seit 2006 als fast häufchenfrei gilt. Dank der 2800 stadtweit verteilten Kästen mit Gratistüten. Und auch Brandenburger Städte wie Buckow machen längst vor, wie man das anrüchige Thema mit Beutelspendern löst. Was würde das berlinweite Tütenprojekt kosten? Wüllner hat’s ausgerechnet. 1,5 Millionen Euro jährlich. Ein Haufen weniger Ärger sollte uns das doch wert sein.

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