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Berlin: „Volksfeste nicht mit Stahlpollern abriegeln“

Innensenator Ehrhart Körting: Sicherheitsvorkehrungen an Fanmeile werden nicht verschärft

Trotz der Amokfahrt am gestrigen Sonntag werden die Sicherheitsvorkehrungen an der WM-Fanmeile nicht verschärft. Es würden jetzt keine solche Betonbarrieren wie an der US-Botschaft aufgestellt, sagte Innensenator Ehrhart Körting gestern Abend auf einer improvisierten Pressekonferenz am Tatort. Auch an der für das Halbfinale am Dienstag geplante Erweiterung der Fanmeile (siehe Artikel links) werde festgehalten.

Körting betonte, dass es „keinen Sinn mache, Volksfeste wie die Fanmeile mit Stahlpollern oder Betonklötzen abzuriegeln.“ Auch der Amoklauf eines 16-Jährigen, der Ende Mai nach der Eröffnung des Hauptbahnhofs mehrere Dutzend Menschen mit einem Messer verletzt hatte, zeige, dass es keine absolute Sicherheit gebe. „Wir können nicht verhindern, dass ein Pkw mit 60, 70, 80 Sachen durchbricht“, sagte der Innensenator. „Mit diesem Restrisiko müssen wir leben“.

Polizeipräsident Dieter Glietsch sagte, dass es in der Stadt tausende Möglichkeiten gebe, mit dem Auto in eine Menschenmenge zu rasen. Betonsperren vor dem Fanfest würden lediglich eine „Scheinsicherheit vorgaukeln“.

Berlins Senatssprecher Michael Donnermeyer sagte: „Wir haben viel Glück gehabt. Wir bieten den bestmöglichen Schutz der Fanmeile.“

Das für 21 Uhr am Brandenburger Tor geplante Konzert des Deutschen Symphonie-Orchesters werde wie geplant stattfinden, sagte Donnermeyer am frühen Abend. „Wir sollten uns von einem Verrückten nicht grundsätzlich das Lebensgefühl vorschreiben lassen“, betonte Körting. Das Klassikkonzert unter dem Motto „Orchestermusik rund um die Welt und den Fußball“ werde auf ausdrücklichen Wunsch der Musiker für die Fußballfans aufgespielt. Am Nachmittag war das Programm am Brandenburger Tor zunächst unterbrochen worden, solange Kriminaltechnik und Spurensicherung am Tatort waren.

Bislang besuchten die Fanmeile seit Beginn der WM weit über sechs Millionen Menschen. Wie berichtet, gab es keinerlei gravierende Vorfälle auf dem Fest. Auch bei starkem Andrang werden Besucher auf gefährliche Gegenstände, Waffen und Glasflaschen kontrolliert. Jeder wird wie am Flughafen abgetastet, Taschen werden inspiziert. Verantwortlich für die Kontrollen ist ein privater Sicherheitsdienst, der von der Polizei unterstützt wird. Am Sonnabend hatten der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit und Polizeipräsident Dieter Glietsch ausdrücklich den Ordnerdienst gelobt.

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