zum Hauptinhalt

Berlin: Vom Betonklotz zum Glaspalast

Neue Büro- und Gastronomieflächen sollen bis zur Jahresmitte am Ernst-Reuter-Platz entstanden sein. Die "Bauwert Property Group" saniert und modernisiert den zehnstöckigen Hochhauskomplex der Grundstücke 3 - 5 auf der südwestlichen Platzseite.

Neue Büro- und Gastronomieflächen sollen bis zur Jahresmitte am Ernst-Reuter-Platz entstanden sein. Die "Bauwert Property Group" saniert und modernisiert den zehnstöckigen Hochhauskomplex der Grundstücke 3 - 5 auf der südwestlichen Platzseite. Das Bauwerk war 1971 nach Plänen der Architekten Geber & Risse errichtet worden. Es steht mit weiteren Büro- und Institutsbauten sowie der Gesamtanlage des Platzes unter Ensembleschutz. Das Hochhaus wird nach Auskunft des Projektentwicklers "entkernt". Hinter einer mit der Denkmalschutzbehörde abgetimmten "Hig-Tech-Fassade" aus Glas und Metall sollen moderne Flächen mit flexiblem Grundriss entstehen. Ein Anbau im Erdgeschoss erhält zwei lichtdurchflutete, bepflanzte Atrien, um die sich Büros gruppieren; im Hauptgebäude wird ein neues Foyer mit Glasvordach entstehen. Im Sommer soll sich das Gastronomieunternehmen Einstein auf rund 100 Quadratmetern mit einem weiteren Coffeeshop einrichten. Um den Bauwert-Komplex hervorzuheben, ist auch eine "öffentlichkeitswirksame" Fassadenbeleuchtung geplant.

Das Gebäude war zuvor von einer Versicherungsgesellschaft genutzt worden. Wer künftig in die neuen Büros zieht, ist nach Auskunft der Bauwert noch nicht entschieen. Man verhandele mit mehreren Interessenten, hieß es. Die bundesweit tätige Bauwert-Entwicklungsgesellschaft errichtete in Berlin unter anderem den "Trias"-Gebäudekomplex an der Holzmarktstraße in Mitte.

Der Ernst-Reuter-Platz war in den Jahren 1955 bis 1957 als städtebauliche Antwort West-Berlins auf den Monumentalstil an der damaligen Stalinallee im Ostteil angelegt worden; das "aufgelockerte" städtebauliche Konzept stammte von Bernhard Hermkes. Das "Telefunken-Hochhaus" an der Einmündung zur Bismarckstraße gehörte neben Bauten der Technischen Universität an der Ecke zur Straße des 17. Juni zu den ersten Bausteinen am Platz, war überhaupt das erste Haus in Berlin, das über mehr als 20 Stockwerke verfügte. Seitdem markieren einzelne, unterschiedlich gestaltete Hochhäuser den Platz, an dem unter anderem die Telekom, die Deutsche Bank und die HypoVereinsbank angesiedelt sind. Das Telefunken-Hochhaus als markantester Bau wurde in den achtziger Jahren von der Technischen Universität übernommen und saniert - und auch mit einem neuen Schriftzug versehen.

Damals gab es auch erste Überlegungen, den Platz - das frühere "Knie" - attraktiver zu gestalten. Es fließen zwar West-Ost- und Nord-Süd-Verkehrströme vorbei, aber für Fußgänger bietet er wenig. Die Grünfläche auf der Platzmitte ist nur unterirdisch erreichbar. So versprechen sich Investoren von Gastronomie in den Randbauten eine höhere "Aufenthaltsqualität". Bemühungen von Bauherren, mit weiteren Gebäuden zwischen den Häusern dem Platz eine zusammenhängende bauliche Fassung zu geben, verliefen im Sande. Nach der Wende gab es kaum noch Initiativen.

C. v. L.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false