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Berlin: Vom Gericht zum Imam: Lob für neue Polizei-Idee

Politiker befürworten Kooperation mit Moscheen im Kampf gegen die Jugendkriminalität

Eine gute Idee ist geboren, nun müsse man sehen, wie man sie umsetzt. So reagierten gestern der Innensenator, der Jugendsenator und die Justizsenatorin auf Überlegungen in der Polizei, Moscheevereine bei der Bekämpfung der Jugendkriminalität einzubinden. Auch bei den Parteien im Abgeordnetenhaus stieß die Idee auf Zustimmung. „Ich halte es für richtig, mit den Imamen und Moscheevereinen zusammenzuarbeiten und diese wichtigen Multiplikatoren in die soziale Verantwortung zu nehmen“, sagte Innensenator Ehrhart Körting (SPD).

Kriminaldirektor Hartmut Koschny ist in der Polizeidirektion 5 für die Bekämpfung der Jugendkriminalität zuständig und hatte vorgeschlagen, Imame und Vorbeter einzubeziehen, um muslimische jugendliche Straftäter wieder auf den richtigen Weg zu bringen. So sollen muslimische Jugendliche, die als Strafe zu sozialer Arbeit verurteilt wurden, diese nicht mehr wie bisher in karitativen Einrichtungen der Kirchen ableisten, sondern verstärkt in den Moscheevereinen. Dadurch könne der Vorbeter oder der Imam über längere Zeit einen positiven Einfluss auf die Jugendlichen ausüben und ihnen klar machen, dass Straftaten nicht im Sinne des Islam sind.

Man müsse sich im Klaren sein, dass man persönliche Daten von jugendlichen Straftätern nicht direkt an Imame weitergeben kann, sagte Körting. Inwieweit solche Jugendlichen gemeinnützige Arbeit in Moscheevereinen leisten können, hänge davon ab, ob dort karitative Projekte auf die Beine gestellt werden. Nur dann könne man diesen Weg gehen.

Verhaltener Zuspruch kommt von der Justizsenatorin, ihre Zweifel schwingen eher zwischen den Zeilen mit: „Es spricht nichts dagegen, Imame in die Integrationsarbeit einzubinden, um über die Eltern an auffällige muslimische Jugendliche heranzukommen“, sagte Karin Schubert (SPD). Voraussetzung sei, dass die Imame „auf der Basis des Grundgesetzes Toleranz gegenüber den Werten unserer Gesellschaft“ von den Eltern und Jugendlichen einfordern.

„Ich halte das für eine gute Idee“, sagte auch Jugendsenator Klaus Böger (SPD). Bevor das Projekt starten könne, müsse man sich auf der islamischen Seite nach einem „geeigneten Träger“ umschauen, der „verlässliche und klare Strukturen“ vorweisen könne. Für straffällige Jugendliche gibt es bislang Kooperationen zwischen der bezirklichen Jugendhilfe und den Kirchen. Rund 850 Jugendliche werden in Berlin jährlich zu gemeinnützigen Arbeiten verurteilt. Laut Jugendverwaltung arbeiten alle ihre Strafe ab.

Auch im Berliner Abgeordnetenhaus findet der Ansatz Unterstützung. Die Grünen fordern bereits seit längerem, im Kampf gegen die Jugendkriminalität auch Migrantenverbände, Geistliche und andere anerkannte Autoritäten einzubinden. „Eine Aufforderung in der Moschee an die Eltern, bestimmte Verhaltensweisen nicht zu dulden, ist hilfreicher als jede Abschreckungsrazzia“, sagte Fraktionschef Volker Ratzmann. Lob gibt es auch von der CDU. „Das ist der richtige Ansatz“, sagte der innenpolitische Sprecher Frank Henkel. Um die hohe Jugendkriminalität in den Griff zu bekommen, müsse man neue Wege gehen – auch, wenn so eine Kooperation „sicher nicht mit jeder Moschee“ funktioniere.

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