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Berlin: Von 0 auf 31 Grad: Sommerhitze vertreibt Bodenfrost

Die Woche beginnt mit dem ersten heißen Tag 2003 – schon jetzt ein Jahr der Wetterextreme

Erst Bernd, jetzt Uta, dann Christian – die Hochs und Tiefs tanzen Ringelreihen über Berlin. Und lassen das Thermometer nicht zur Ruhe kommen: Während Sonntag früh am Stadtrand noch Temperaturen um null Grad gemessen wurden, rechnen die Meteorologen heute mit 31 Grad. Der erste heiße Tag des Jahres – Uta sei Dank.

Es wirkt, als habe sich das Jahr 2003 vorgenommen in Sachen Wetter etwas ganz Besonderes zu werden, ein Jahr, das man nicht so schnell vergisst: Erst der März, rein statistisch viel zu warm, viel zu sonnig. Dafür stellte der April einen um den anderen Kälterekord auf: Beim Halbmarathon am 6. April fegte der Wind den Läufern horizontal in die Augen, der 9. April ging dann als kältester in die Berliner Geschichte ein – mit minus 4,7 Grad. Bei den 25 Kilometern von Berlin liefen die 5400 Läufer und 1400 Skater unter wolkenlosem Himmel am gestern dem ersten Sommertag entgegen. Nur um zwei Grad verfehlte der Sonntag die magische 25-Grad-Marke.

Man kennt das ja: Der April macht, was er will. Nur scheint es der Mai jetzt ganz ähnlich zu halten. Denn Uta, das Hoch aus dem Süden, beschert uns mit über 30 Grad den ersten heißen Tag des Jahres. 2002 mussten die Berliner damit bis zum 18. Juni warten, 2001 sogar bis zum 5. Juli. Der einsame Rekord des Jahres 1968 wird aber wohl kaum gebrochen: Da gab es am 30. März den ersten Sommertag, am 22. April dann die erste Hitze.

Was die Kälte im April an Rekorden schrieb, machte kurz darauf die Sonne wieder wett. „Insgesamt war der April um ein Grad zu warm, es gab durchschnittlich 50 Prozent weniger Regen und 140 Prozent Sonnenschein“, heißt es bei Meteomedia. Es geht weiter auf und nieder: Uta bleibt nur kurz zu Gast, dafür kommt Dienstag Christian, das Tief aus dem Westen. Der Dienstag startet noch freundlich, dann wird es schwül und regnerisch. Donnerstag bläst der Wind dann wieder aus dem Süden, bringt viel Sonne, wenige Wolken und 26 Grad. Eine stabile Wetterlage ist laut Meteomedia derzeit nicht in Sicht. „Das beständige Wetter bringt in unserer Region meist der Ostwind.“

Von allem gab es in diesem Jahr bereits reichlich, nur vom Regen nicht. „Die Böden sind inzwischen alle ausgetrocknet“, sagt die Sprecherin bei Meteomedia. Deshalb müssen Gartenbesitzer derzeit gießen, was die Kanne hält. Die Förster machen sich Sorgen um den Waldbrand. Die Bauern um ihre Felder. „Alle lechzen jetzt nach Wasser.“ Aber auch der Frost hat seine Spuren hinterlassen: „Vieles ist uns bei dem langen Winter kaputt gegangen“, sagt eine Gärtnerin aus Lankwitz und beginnt aufzuzählen: „Der Ginster, die Rosen und Zier-Johannisbeer-Büsche…“ Den Blüten der Apfel-, Pfirsich- und Aprikosenbäume sieht man zwar nichts an. Aber innen sind die Fruchtstiele wegen der Kälte oft erfroren. Da klappt es dann mit der Befruchtung nicht mehr, wissen die Biologen.

Die Natur hielt sich lange zurück. Als die Menschen in München schon unter dicken Blüten im Biergarten saßen, standen in Berlin die Bäume und Büsche noch voll auf Winter. Und der Spargel? Hörte einfach auf zu wachsen. „Geschädigt wurde der Spargel durch die Frosteinbrüche nicht“, sagt Jörg Buschmann vom Spargelhof Klaistow nahe Beelitz. Deshalb kam das Gemüse mit einigen Tagen Verspätung auf den Markt.

Am heutigen Montag wird Berlin den Vergleich mit München nicht mehr scheuen müssen. An diesem Sommertag im Mai. Mit knallblauem Himmel, knallgrünen Blättern und knallbunten Blüten. Bei Meteomedia drücken sie es so aus: „Die Natur ist jetzt explodiert.“

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