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Berlin: Von Baustellen umzingelt

Jetzt haben sich auch die Geschäftsleute aus Mitte in der Debatte um die gesperrte Wilhelmstraße zu Wort gemeldet

Den Forderungen nach der Öffnung der Wilhelmstraße, die seit acht Jahren entlang der britischen Botschaft aus Sicherheitsgründen für den Auto-Durchgangsverkehr gesperrt ist, haben sich nun auch die Geschäftsleute der Friedrichstraße angeschlossen. Kunden, die in die City kommen, haben es angesichts massiver Sperrungen und Straßenbauarbeiten immer schwerer, die Geschäfte zu erreichen. „Wir sind seit Ende 2004 eine der wenigen Institutionen, die sich für die Freigabe der Wilhelmstraße für den kompletten Individualverkehr einsetzt und sich für eine vernünftige verkehrliche Situation in der Berliner Mitte engagiert“, sagt Rainer Boldt, Vorsitzender der Interessengemeinschaft Friedrichstraße. Er erinnert daran, dass demnächst auch die Kreuzung Friedrichstraße/Unter den Linden wegen des U-Bahn-Baus gesperrt wird. Die Wilhelmstraße müsse wieder voll befahrbar sein.

Die Lage vor der britischen Botschaft war auch gestern unverändert: Einige der 48 Poller werden nur heruntergefahren, wenn sich ein Diplomatenwagen nähert. Ansonsten gehört die Einmündung der Wilhelmstraße in die „Linden“ ausschließlich Radfahrern und Fußgängern. Die Botschaft wirkt mit ihrer hochgezogenen steinernen Fassade wie eine Trutzburg, schwere Gitter versperren den gut bewachten Eingang. Ein Polizist beobachtet interessiert die Bauarbeiten an der Ecke Behrenstraße, die diesen Teil der Wilhelmstraße zur Mausefalle machen. Frage: „Werden hier etwa die Poller abgebaut?“ „Davon weiß ich nichts“, meint der Wachhabende. „Aber es könnte doch sein, dass hier mal wieder der Verkehr fließt?“, fragen wir weiter. „Da hat das LKA aber wohl eine ganz andere Meinung“, sagt der uniformierte Botschaftsbeschützer, der sein Landeskriminalamt und dessen Sicherheitsbeurteilung kennt: „Die Lage ist unverändert“. Ob das auch noch acht Jahre nach der Sperrung der Straße im Jahre 2003 so sein muss, will demnächst der Senator für Inneres bekannt geben. Der Fall werde gerade geprüft.

Wie berichtet hatte der Vizepräsident des Berliner Abgeordnetenhauses Uwe Lehmann-Brauns (CDU) die neuerliche Debatte um Sinn oder Unsinn der geschlossenen Verkehrsader Wilhelmstraße angestoßen und vom britischen Botschafter Simon McDonald erfahren, dass der „sofort und konstruktiv“ mit den deutschen Behörden spricht, falls diese ihre Einschätzung der Sicherheitsbedrohung der Botschaft ändern sollten. „Die Schließung einer derart wichtigen Nord-Süd-Verbindung in Berlin-Mitte darf nicht die Stadtstruktur bestimmen“, sagt Rainer Boldt und beklagt außerdem die „inflationäre Genehmigungspraxis von Sperrungen der Straße des 17. Juni“. Die Mitglieder seines Vereins seien jedenfalls nicht mehr gewillt, diese ständigen Belastungen klaglos hinzunehmen. Lothar Heinke

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