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Berlin: Von der Politik zum Film

Der frühere US-Vizepräsident Al Gore stellte gestern die Dokumentation „Eine unbequeme Wahrheit“ vor

Der Mann, der einst beinahe der mächtigste der Welt geworden wäre, sieht heute vergleichsweise unauffällig aus. Er trägt einen weit geschnittenen dunkelblauen Nadelstreifenanzug und eine farblich dazu passende, gestreifte Krawatte. Mit einem freundlichen Lächeln betritt er an diesem Montagabend kurz nach halb acht den roten Teppich vor dem Kino International in Mitte und hebt kurz die Hand zum Gruß. Der Versuch der staatsmännischen Pose wirkt etwas gequält. Vielleicht liegt es daran, dass der ehemalige US-amerikanische Vizepräsident Al Gore vor nunmehr sechs Jahren doch nicht Nachfolger seines demokratischen Parteifreundes Bill Clinton geworden ist, sondern in der Diskussion um die Stimmauszählung bei den Wahlen im Jahr 2000 dem republikanischen Gegner George W. Bush freiwillig den Vortritt gelassen hat. Mittlerweile hat sich Al Gore von der großen politischen Bühne verabschiedet. Und sich einer ihm wichtigen Angelegenheit gewidmet: dem Umweltschutz.

Bereits vor 14 Jahren schrieb er über die globale Klimaerwärmung ein Buch. Das ist nun verfilmt worden. Titel der Dokumentation: „Eine unbequeme Wahrheit“. Gestern stellte Al Gore den Film in Berlin vor. In einer kurzen Ansprache vor Beginn des gut anderthalbstündigen Werks schwor Al Gore die Premierengäste auf die Dringlichkeit seines Anliegens ein: „Der Planet Erde hat Fieber, und es steigt ständig.“ Im Hinblick auf die Verantwortung zukünftigen Generationen gegenüber sei die Frage des Klimaschutzes keine politische sondern eine moralische. Zugleich könne die Bedrohung auch als Chance begriffen werden, etwa zur Schaffung neuer Arbeitsplätze.

Beim Publikum stieß Al Gore mit diesen Worten auf offene Ohren. Ein Leichtes, schließlich saßen im Saal unter anderem die Grünen-Politiker Renate Künast und Jürgen Trittin sowie Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD). Letzterer war unmittelbar nach dem zweiten Energiegipfel zur Premiere gekommen. Anders als noch bei der Tagung, bei der die Bundesregierung über die Ausrichtung der Energiepolitik debattierte, konnte er nun das Wichtige mit dem Angenehmen verbinden. Al Gore blieb dafür keine Zeit. Nach seiner Rede verließ er das Kino und wurde mit einem silbernen Mini-Van zum nächsten Termin gefahren. hey

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