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Berlin: Von Glanz und Elend

Beim Dreamball kämpfen Stars für Krebspatienten

Der Kontrast könnte nicht größer sein: Hier die Grandezza des ganz großen Auftritts weltweit beachteter Schönheiten: Kim Basinger in feenhaft weißer Robe und mit hoch eleganter Steckfrisur und Heidi Klum in Silber mit kunstvoll arrangierten goldenen Locken auf dem Weg in den Schlütersaal. Drinnen dann Bilder von der kahlköpfigen Lisa, der mit 16 Jahren durch eine Chemotherapie Haare und Augenbrauen ausgefallen sind, und für die es deshalb ein Glück ist, es nicht zum Dreamball geschafft zu haben, weil sich in Australien gerade ein Stammzellenspender gefunden hat. Als das von der 16-Jährigen selbst aufgenommene Video in den elegant dekorierten Saal flimmert, ist der Abend schon fortgeschritten, das anfängliche Blitzlichtgewitter ist etwas abgeflaut, die Gäste haben sich miteinander bekannt gemacht, Popsängerin Amaree hat „I Will Survive“ gesungen, die heimliche Hymne vom Veranstalter DKMS Life, dessen Geschäftsführerin Claudia Rutt die 800 Schönheitskurse erwähnt hat, die dank des Dreamballs im vergangenen Jahr Krebspatientinnen Mut und Auftrieb gegeben haben.

Auf den Tischen liegen neben den Menübeschreibungen („Mousse vom Edelfisch“) kleine Kärtchen, auf die alle ihre Lebenssätze aufschreiben sollen unter dem Motto „Was macht Ihnen Mut?“ Einer lautet „Wenn ich die Angst besiege, werde ich Meister meiner Umstände“ und kommt von Ananda Plate. Die 26-Jährige hat ihren harten Kampf gegen den Lymphdrüsenkrebs ebenfalls gefilmt und zeigt auf dem Ball elende Aufnahmen von sich, dokumentiert aber auch den Ruck an dem Tag, als sie zu Wimperntusche und Rougepinsel griff. Inzwischen hat sie die schlimmsten Zeiten überstanden und strahlt Lebensfreude aus am Arm ihres Freundes. „Dass Schönheit von außen nach innen kommen kann, stimmt eben auch“, sagt Heidi Klum. „Wenn ich mich hübsch fühle, geht’s mir immer besser.“

Kerzengerade flaniert der 85-jährige Christopher Lee durch den Raum, der sich vielfältig engagiert. „Von einigen Problemen sind die Menschen nur in bestimmten Regionen betroffen. Krebs aber ist ein weltweites Problem, und es gibt noch keine Heilung.“ Für die Linderung des Leids aber engagierten sich an diesem Abend viele. Jette Joop hatte eigens einen „Angel Wing“ entworfen, einen silbernen Engelsflügel, dessen Verkaufserlös zum Teil an DKMS Life geht.

Anmoderiert von Desirée Nosbusch, traten unter anderem Sarah Connor und spät in der Nacht die No Angels auf. Auch Barbara Becker beteiligte sich. Der Höhepunkt eines furiosen Show-Programms war der Auftritt von Seal, der seiner Frau Heidi Klum ganz rührend sein Lied vom „Wedding Day“ entgegensang.

Manche der deutschen Gäste empfanden den Kontrast zwischen dem großen globalen Glanz und dem kleinen alltäglichen Elend – etwa als Ananda Plate vom Kampf mit der Krankenkassenbürokratie erzählte– als etwas gewöhnungsbedürftig. Der Dreamball ist eben ein echter US-Import, der mit Emotionen bewegen will. Mit seiner großen Motivationskraft für Stars wird das Modell wohl Schule machen. Elisabeth Binder

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