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Von Tag zu Tag: Abwracklust

Werner van Bebber fühlt sich nicht wohl im öffentlichen Nahverkehr

Busse und Bahnen sind längst zu öffentlichen Ärgerabreaktions-Geräten geworden. Ihre Teilzerstörung ist normal. Bei der BVG sitzen wahrscheinlich ganze Abteilungen am Erfinden unzerstörbarer Sitze und unkaputtbarer Scheiben. Die Fahrer werden nun, nach Spuck- und Prügelserien, eingehegt. Das bringt die Leute auf neue Gedanken, die meinen, Busse seien dazu da, sich an ihnen abzureagieren. Wenn der Fahrer drin sitzt und zum Bespucktwerden nicht zur Verfügung steht, die Lust an der Randale aber trotzdem juckt, dann greift man den Bus eben von außen an.

Was in der Nacht zum Sonntag auf einer Kreuzung in Mitte passiert ist, könnte sich in der (auch) neusüchtigen Stadt Berlin leicht zum Provokations- und Randaletrend entwickeln: Busse demolieren. Der Gedanke ist makaber, ob man sich auch an diese Art von Gewalt gewöhnen wird, wie an die Autoabfackelei oder an das Demolieren von Haltestellen. Das gehört zum Großstadtleben? Es kommt wohl auf die Großstadt an. Wenn die BVG dann irgendwann die Busfenster mit Gittern schützt, hat man im öffentlichen Nahverkehr immer ein bisschen Stimmung wie am 1. Mai.

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