zum Hauptinhalt

Von Tag zu Tag: Am Kühlergrill

Stephan Wiehler über die Politik der Pyromanen

Für 1,99 Euro lassen sich theoretisch 36 Autos in Brand setzen. So viel kostet die Packung Grillanzünder beim Discounter. Das ist viel öffentliche Aufmerksamkeit für sehr wenig Geld. Bei ausreichend krimineller Energie und geistiger Verwahrlosung kann da die Verführung groß werden, mitzuzündeln. Die Frage, ob es mehr Original-Linksextremisten oder – wie die amtierende Polizeipräsidentin vermutet – eher irrlichternde Pyromanen sind, die nachts in Berlin Autos in Serie verbrennen, dürfte dem Kfz-Steuerzahler herzlich am Heck vorbeigehen. Wo die Motive der Täter liegen mögen, darum sollen sich Ermittler und möglichst bald Juristen die Köpfe zerbrechen – die Taten aber sind zweifellos politisch: in ihrer Wirkung und ihrem Gefahrenpotenzial. Darum ist es richtig, dass der polizeiliche Staatsschutz die Ermittlungen führt, aber mehr noch notwendig, dass die Autobrände zum Wahlkampfthema werden. Alle Parteien sind aufgerufen deutlich zu machen, dass brennende Autos kein Mittel der Politik sind. Weder als Fanal gegen steigende Immobilienpreise und andere soziale Schieflagen noch als Plakatmotiv für Null-Tolerenz-Wahlkämpfer. Demokraten sollten Pyromanen nicht zusätzlich anfeuern.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false